Heino Ferch als Leid geprüfter Ermittler Richard Brock muss auch im neuen Fall "Schande" einiges mitmachen.

Foto: ORF

Seine Beziehung mit Paula (Maria Köstlinger) ist alles andere als astrein.

Foto: ORF

Und dann drängt sich auch noch dieser Dr. Pliem (Fritz Karl) in die Affäre. Seine Mutter (Inge Maux) führt überdies ein strenges Regiment.

Foto: ORF

STANDARD: "Schande" ist der vierte Film aus der Reihe von Andreas Prochaska, Martin Ambrosch, David Slama und mit Ihnen. Da versteht man einander blind?

Ferch: Das ist eine Zusammenarbeit fast ohne Worte. Ich kenne den Stil von Andreas Prochaska. Martin Ambrosch hat ein großes Wissen über die Abgründe der Psyche, und David Slama ist mit der Kamera nah an den Figuren. Das Vorhaben jedes Jahr ein Drehbuch zu haben, ist ein sportliches Unterfangen. Diese Geschichten schreiben sich nicht selbst.

STANDARD: Es gibt Schauspieler, die mit ihrer Figur mitleiden. Sind Sie so einer?

Ferch: Bedingt, ganz ehrlich. Da wird viel Wind um eine Sache gemacht.

STANDARD: Warum wird denn so etwas gesagt. Um sich interessant zu machen?

Ferch: Ich glaube. Was mich betrifft, so kann ich sagen: Als es in der Folge Zauberberg um Kindesmissbrauch ging, da habe ich auch kämpfen müssen. Spuren des Bösen ist ein dramatisches Stück, das einen fünf, sechs Wochen nicht wirklich in Partystimmung versetzt. Ansonsten ist es unser Job, uns nicht von eigenen Gefühlen leiten zu lassen. Ich möchte nicht jemand sein, der durch Betroffenheit Atmosphäre vermittelt.

STANDARD: Manche Schauspieler sagen, der Beruf ist wie eine Therapie für sie.

Ferch: Für mich ist das der völlig falsche Ansatz. Ich renne nicht mit einer Kanone durch die Gegend, wenn ich einen Mörder spiele. Ich hänge mir keine Schlinge um, wenn ich einen Selbstmörder spiele. Man muss da einen gewissen Abstand haben.

STANDARD: Ein mieser Tag, aber am Abend auf der Bühne ist alles vergessen. Da ist nichts dran?

Ferch: Der Lappen geht hoch, also muss man umschalten. So ist der Beruf. Sonst vergewaltige ich den Stoff dazu, um mich in eine gute Stimmung zu bringen. Was soll das denn? Das Ganze therapeutisch zu sehen, finde ich banal.

STANDARD: Sprechen Sie das aus, wenn ein Kollege sich so gebärdet?

Ferch: Ich wäre ja nicht Hauptdarsteller, wenn ich nicht auch einen Film sechs Wochen ziehen würde. Drehtage kosten viel Geld, also heißt es Arschbacken zusammen.

STANDARD: Und die Sensibiliät des Künstlers?

Ferch: Na klar, aber zu unserer Kunst gehört neben der Sensibilität auch eine gewisse Professionalität. Je mehr Erfahrung ich als Schauspieler mitbringe, je sensibler ich bin, desto vielschichtiger kann ich eine Figur zeigen.

STANDARD: Bringen Sie eine natürliche Autorität mit an den Set?

Ferch: Ich denke schon. Ich habe eine Vorstellung davon, wie der Tag werden soll. Ich komme, ich ziehe, ich will, und es braucht diese Disziplin.

STANDARD: Klingt streng.

Ferch: Ich denke, das ist auch ein Argument, warum ich gebucht bin. Als Produzent würde ich einen großen Bogen um jemanden machen, der meinen Film gefährdet, weil er nicht vorbereitet ist.

STANDARD: Sterben die exzentrischen Schauspieler aus?

Ferch: Jede Zeit hat ihre Menschen. Wer in Hollywood groß rauskommen möchte, steht um fünf Uhr am Stepper, damit sie trainiert und on the point sind. Disziplin war in dem Beruf immer schon groß geschrieben. (Doris Priesching, DER STANDARD, 14.11.2014)