Ich fasse mich kurz, um die Leser des Standard nicht mit der leidigen Debatte um die Plagiatsvorwürfe zu Urs Mannharts Bergsteigen im Flachland weiter zu langweilen. Fakt ist: Ich wurde im März 2013 von der Deutschen Bibliothek in Helsinki eingeladen, einen Vortrag über österreichische Autoren in Finnland zu halten, auf den eine Lesung Thomas Brunnsteiners folgte.

Im Zuge der Arbeit an diesem Vortrag las ich auch einige Texte des in Finnland lebenden Brunnsteiner. Ich fand die Texte bemerkenswert, weshalb ich mich mit ihnen näher zu beschäftigen begann. Das mündete in einen literaturwissenschaftlichen Essay, der in wenigen Wochen in der US-amerikanischen Fachzeitschrift Journal of Austrian Studies nach einem Peer-Review-Verfahren erscheinen wird (und den Herr Zepelin also noch nicht gelesen hat). Dieser ist kein "Lob", sondern eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Werk eines zeitgenössischen Autors.

Und nachdem im Juli der Plagiatsverdacht aufkam, war es für Brunnsteiner naheliegend, den einzigen Literaturwissenschafter zu kontaktieren, der mit seinem Werk bestens vertraut ist. So kam es dazu, dass ich für ihn ein Privatgutachten erstellte, in dem ich die besagten 114 plagiierten Textstellen entdeckte, die Brunnsteiner weitergab (entgegen Zepelins Aussagen nicht umgekehrt). Ein paar Wochen später wandte ich mich an den Standard, da mir die Berichterstattung bislang sehr ein seitig vorkam – und zwar nicht mit einem wissenschaftlichen Text, sondern mit einem journalistischen Artikel.

Dass man als Literaturwissenschafter, der sich mit Gegenwartsliteratur beschäftigt, zwangsläufig in persönlichen Kontakt mit den Autoren gerät, über die man arbeitet, lässt sich kaum vermeiden. Von "Freundschaftsgesten" und "Gefälligkeiten" kann aber wohl nicht die Rede sein. Dass Brunnsteiner Mitglied des u. a. von mir gegründeten Künstlerkollektivs William S. Burroughs Hurts ist, ist eine Erfindung Zepelins.

Fakt ist, dass das Schweizer Handelsgericht der Klage Brunnsteiners stattgegeben und somit die Plagiatsvorwürfe gegenüber Mannharts Buch bestätigt hat. Das Buch darf seit Ende September weder verkauft noch präsentiert werden. (Thomas Antonic, Album, DER STANDARD, 15./16.11.2014)