Graz - Die Meeresoberflächentemperatur und deren Schwankungen beeinflussen das globale Klima auf unserem Planeten: Wird etwa der Atlantik vor Westafrika wärmer, dehnen sich die Zirkulationszellen über den Tropen und Subtropen aus, was wiederum mehr Niederschlag in Europa bringt. Bisher gab es keine Methode, um die dabei entstehenden Windfelder in ihrer dreidimensionalen Ausdehnung global zu messen. Deswegen bediente man sich bis jetzt mit Modellen und einem Mix unterschiedlichster Daten.
Forscher am Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz Wegener Centers schafften es nun aber, die Windfelder mittels Radio-Okkultation abzubilden. Laut Uni Graz sei damit "ein Meilenstein im Klima-Monitoring gesetzt" worden. Die Ergebnisse sind vor kurzem im Fachjournal "Geophysical Research Letters" veröffentlicht worden.
Die Methode
Die verarbeiteten Daten basieren auf Signalen von GPS-Satelliten, die sich zu mehreren Empfänger-Satelliten hin ausbreiten. Beim Weg, den die Signale durch die Atmosphäre zurücklegen, werden sie von Druck, Temperatur und Luftfeuchte beeinflusst. Diese Veränderungen können die Forscher messen und in Zusammenhang mit der Verteilung der Druckflächen bringen. Diese sind die treibenden Kräfte für die Zirkulationen: "Wir haben gezeigt, dass sich aus diesen Verteilungen die Windfelder erstaunlich genau errechnen lassen", erklärte Forscherin Barbara Scherllin-Pirscher, Erstautorin des Artikels.
Basis der Forschung sind sieben bis acht Satelliten, die täglich um die 2.500 Messungen aus allen Erdteilen übermitteln. Scherllin-Pirscher untersuchte anhand der Daten von 2007 bis 2012, wie sich die Windfelder Monat für Monat verändert haben. Die Ergebnisse verglich sie mit den Berechnungen des europäischen Wetterzentrums. Der Vergleich bestätigte ihre Theorie: Die Radio-Okkultation "macht es möglich, sowohl kurz- als auch langfristige Veränderungen zu untersuchen, weil sie über Jahre hinweg stabile Messungen gewährleistet."
Die wissenschaftliche Arbeit von Scherllin-Pirscher wird vom Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF im Rahmen des Hertha-Firnberg-Programms gefördert und ist in den Forschungsschwerpunkt "Umwelt und Globaler Wandel" der Universität Graz eingebettet. (APA, derStandard.at, 14. 11. 2014)