Paris/Darmstadt - Nach der spektakulären Landung auf dem Kometen "Tschuri" hat das Mini-Labor "Philae" am frühen Samstagmorgen seine Arbeit eingestellt. "Signalverlust, keine weitere Kommunikation mehr", teilte die europäische Weltraumagentur ESA in einer Twitter-Botschaft mit. Mit der kompletten Entladung der Batterien rechnete die französische Behörde CNES gegen 3.00 Uhr (MEZ).

In den Stunden zuvor hatte das Minilabor trotz geringer Energiereserven alle bisher gewonnen Messdaten übermittelt. Dabei handelte es sich um die Ergebnisse eines Bohrversuchs. "Wir haben alles empfangen. Alles lief wie geplant", sagte einer der wissenschaftlichen Leiter des Kometenlanders, Jean-Pierre Bibring, am Samstag.

"Philae"-Projektleiter Stephan Ulamec vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zeigte sich insgesamt sehr zufrieden und sprach von einem großen Erfolg. Demnach habe der Lander vor dem frühzeitigen Ende 56 Stunden durchgearbeitet und viele Messdaten gewonnen. Alle zehn Messinstrumente seien zum Einsatz gekommen, darunter Bohrer, chemische Analysegeräte und Spezialkameras.

Holprige Landung auf "Tschuri"

"Philae" war am Mittwochnachmittag auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko, kurz "Tschuri", gelandet. Die Batterie war für eine Energielieferung von etwa 60 Stunden programmiert, danach sollten Solarbatterien einspringen. Allerdings landete "Philae" nach anfänglichen Schwierigkeiten an einer anderen Stelle als geplant, nämlich in einer Schrägstellung und womöglich an einem Kraterrand. Deshalb bekam er wesentlich weniger Sonnenlicht ab als geplant - und entsprechend weniger Energie liefern auch die Sonnensegel.

Wie das DLR mitteilte, gelang es noch am Freitag, "Philae" samt seiner Sonnensegel um 35 Grad zu drehen. Das größere Sonnensegel stehe nun in einem günstigeren Winkel zur Sonne und könne mehr Energie tanken, hieß es. Die Hoffnung ist, dass sich der Lander noch einmal aus dem Ruhemodus hochfahren lässt, wenn sich der Komet in den kommenden Monaten weiter der Sonne nähert - immer vorausgesetzt, dass sich er sich nicht von der Kometenoberfläche löst. Die eingebauten Ankervorrichtungen hatten bei der schwierigen Landung auf der Oberfläche des Kometen versagt.

Philae lieferte Daten und Fotos

Dem Labor von der Größe einer Waschmaschine war am Mittwoch nach zehn Jahren Reise eine Landung auf dem Kometen gelungen. Das Manöver auf dem kosmischen Brocken ist in der Geschichte der Raumfahrt der Menschheit einmalig.

"Philae" war von der Raumsonde "Rosetta" zum Kometen gebracht worden, um etwa die Zusammensetzung des Kometenkerns sowie dessen Bodenbeschaffenheit und Temperatur zu analysieren. Am Freitag wurde ein Thermometer des Instrumentes "Mupus" rund 35 Zentimeter in den Kometen gerammt, um die Festigkeit des Bodens zu testen und Informationen über seine Wärme zu bekommen.

Experiment

Wissenschafter hoffen bei der Analyse der Daten auf Hinweise über die Entstehung des Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren - ein Blick in die tiefste Vergangenheit des Universums. Erwartet werden auch Indizien darauf, wie Leben möglich wurde, etwa durch den Nachweis von organischen Molekülen. "Philae" lieferte schon bald nach der Landung beeindruckende Fotos. Bei seinem ersten Experiment hatte "Philae" mit einer Bohrung Bodenproben entnommen und deren chemische Zusammensetzung analysiert.

Längst nicht alles lief beim Aufsetzen auf dem Kometen mit der geringen Anziehungskraft glatt. Beim Landeversuch legte das Labor zwei Sprünge hin, von denen einer fast zwei Stunden dauerte. Danach kam "Philae" etwa einen Kilometer vom ursprünglichen Ziel entfernt zum Stehen. "Die Oberfläche kann also nicht besonders weich sein, sonst hätte der Roboter keinen so großen Hüpfer gemacht", erläuterte DLR-Kometenforscher Ekkehard Kührt. (APA, 16.11.2014)