Berlin - Trotz der Annäherung im Tarifstreit mit der Lokführergewerkschaft GDL könnte es bei der Deutschen Bahn bald wieder Streiks geben. Diesmal droht damit die konkurrierende Bahn-Gewerkschaft EVG. Ihr Vorsitzender Alexander Kirchner warnte Bahn-Führung und GDL davor, sich auf Kosten seiner Organisation zu einigen.

"Es kann nicht die Lösung sein, am Ende zwei Tarifverträge mit unterschiedlichen Inhalten zu haben", sagte er dem "Tagesspiegel am Sonntag". "Dann werden wir für unsere Interessen eintreten, notfalls mit einem Arbeitskampf."

Die Bahn will am Dienstag und Freitag mit den Gewerkschaften verhandeln, nachdem die GDL kürzlich mit einem Streik über mehr als drei Tage große Teile des Zugverkehrs lahmgelegt hatte. Kern des Konflikts ist, dass die GDL nicht mehr nur für die 20.000 Lokführer verhandeln will, sondern auch für rund 17.000 Zugbegleiter und Rangierführer. Die Vertretung dieser Gruppe beansprucht aber die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) für sich. Die Bahn will konkurrierende Tarifabschlüsse für die gleiche Beschäftigtengruppe mit zwei Gewerkschaften vermeiden.

Mehr Personal

Die Deutsche Bahn stockt ihr Personal auf. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres seien rund 9.500 neue Mitarbeiter eingestellt worden, um 800 mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum, bestätigte eine Sprecherin der Bahn einen Bericht der "Welt am Sonntag" (WamS).

Abzüglich der Abgänge stelle das einen Personalzuwachs von 1.500 Mitarbeitern dar. Nach Informationen der Zeitung sollen auch 2015 ähnlich viele zusätzliche Mitarbeiter eingestellt werden.

Eine der Ursachen des derzeitigen Tarifkonflikts zwischen Konzern und Lokführergewerkschaft GDL ist eine aus Sicht der Gewerkschaft zu dünne Personaldecke. Die Folge seien Überstunden und familienunfreundliche Schichtpläne. (APA/Reuters, 16.11.2014)