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Der einflussreiche Milan Beko schwebt in Lebensgefahr.

Foto: AP Andrej Cukic

Belgrad - Als Freitagabend der serbische Tycoon Milan Beko vor seiner Villa im Belgrader Nobelbezirk Senjak aus dem Auto stieg, sprang ein Mann aus dem Gebüsch und schoss viermal auf ihn.

Der Fahrer reagierte blitzschnell, zog unter Beschuss seinen blutenden Chef in den Wagen und fuhr ihn ins Krankenhaus. Mit zwei Schusswunden im Bauch wurde Beko sofort operiert. Sein Zustand sei stabil, doch er befinde sich noch in Lebensgefahr, verkündeten die Ärzte.

Beko hatte keine Leibwächter, einen Anschlag hat er offensichtlich nicht befürchtet. Sein Haus befindet sich gegenüber der argentinischen Botschaft, in dem sichersten Stadtteil mit zahlreichen Residenzen, der von Kameras überdeckt ist.

Ministerpräsident Aleksandar Vucic erklärte, dass der Anschlag "nicht professionell" ausgeführt worden sei. Die Polizei spricht von zwei Tätern. Doch über die Motive ist noch nichts bekannt.

In dubiose Geschäfte involviert

Medien spekulieren, dass er für viele ein unangenehmer Zeuge sein könnte: Milan Beko ist einer der reichsten Serben und in zahlreiche, oft umstrittene, Geschäfte verwickelt, etwa in den Verkauf der serbischen Telekom, der Handelskette C Market, den Kauf des Belgrader Hafens, des größten serbischen Milchproduzenten Imlek, des Lebensmittelkonzerns Bambi, des Mineralwasserproduzenten Knjaz Milos oder der Tageszeitung Vecernje novosti.

Die Spur des Kapitals, das er verwaltet, ist oft undurchschaubar und führt in Offshoreländer. Vor dem Sturz von Präsident und Diktator Slobodan Milosevic und der demokratischen Wende im Jahr 2000 war er Privatisierungs- und Wirtschaftsminister.

Beko ist ein zwielichtiger Geschäftsmann, wurde jedoch nie in Zusammenhang mit dem organisierten Verbrechen gebracht. Er bewegt sich abseits eines Milieus, in dem bewaffnete Abrechnungen üblich sind. Umso überraschender ist der versuchte Mordanschlag für die Behörden.

Das Vorgehen erinnerte an die 1990er-Jahre unter Milosevic, als Mordanschläge und Entführung zum Alltag gehörten - ebenso wie dutzende, zum Teil bis heute ungeklärte Anschläge. (Andre Ivanji aus Belgrad, DER STANDARD, 17.11.2014)