Bogota - Nach der Entführung eines Generals und dem daraufhin verfügten Stopp der Friedensgespräche mit den FARC-Rebellen verlangt Kolumbiens Staatsführung ein eindeutiges Friedensbekenntnis der Aufständischen. Am Dienstag bekannten sich die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) erstmals zu der Entführung des kolumbianischen Generals Ruben Alzate.

"Sie müssen ihren Friedenswillen mit Taten und nicht nur mit Worten unter Beweis stellen", sagte Präsident Juan Manuel Santos in einer Fernsehansprache. "Von ihrer Entscheidung hängt es ab, ob die Gespräche zur Beendigung des Konflikts und der Versöhnung fortgeführt werden können", ermahnte Santos die Rebellen am Montagabend. Solange diese Frage nicht gelöst sei, werde die Regierungsdelegation die Friedensgespräche im Inselstaat Kuba nicht fortsetzen.

Die seit zwei Jahren andauernden Verhandlungen zwischen der Regierung und den FARC-Rebellen hatten am Sonntag mit der Verschleppung des Generals und zwei weiterer Militärbediensteter ihren bisher schwersten Rückschlag erlitten. Alzate ist die bisher ranghöchste Geisel der FARC aus den Reihen der Truppe. Die für Dienstag geplante Fortsetzung der Gespräche wurde vorerst auf Eis gelegt.

Militärs in Zivil

Die drei Männer in Zivil seien gefangen genommen worden, weil sie als Militärbedienstete in ihrer offiziellen Funktion in einem Kriegsgebiet unterwegs waren, erklärte die FARC-Einheit Ivan Rios am Dienstag. Sie verbürgte sich auf ihrer Internetseite "für das Leben und die körperliche Unversehrtheit" der Gefangenen.

Nach Regierungsangaben waren die drei Militärbediensteten am Sonntag nahe Quibdo in der ärmlichen Pazifikprovinz Choco in einem Boot unterwegs. General Alzate habe eine ziviles Energieprojekt besichtigen wollen, als er und seine beiden Begleiter - ein Unteroffizier und eine Rechtsanwältin - beim Anlegen von Bewaffneten entführt worden seien. Ein Soldat, der das Boot führte, konnte fliehen. Laut dem Verteidigungsministerium waren die Entführungsopfer entgegen geltender Sicherheitsregeln in Zivilkleidung unterwegs.

Der Konflikt zwischen Kolumbiens Regierung, der FARC, bewaffneten Splittergruppen und paramilitärischen Milizen ist der älteste Konflikt Lateinamerikas. In den vergangenen fünf Jahrzehnten wurden nach amtlichen Angaben 220.000 Menschen getötet und mehr als fünf Millionen Menschen in die Flucht getrieben. Derzeit gehören der FARC nach offiziellen Angaben rund 8.000 Kämpfer an.

Am 19. November 2012 hatte Staatschef Santos offizielle Friedensgespräche mit FARC-Vertretern aufgenommen. Bei den Verhandlungen in Kuba ist es Bogota und der FARC seitdem bereits gelungen, Lösungen für drei von sechs Themenkomplexen zu finden. So wurden eine Landreform und die Bekämpfung der Drogenkriminalität vereinbart sowie die politische Einbindung der FARC geklärt. Offen sind dagegen die Fragen der Entwaffnung der Rebellen, die Entschädigung von Opfern des Konflikts und die konkreten Mechanismen zur Umsetzung des Friedensplans. (red, APA, 17.11.2014)