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Wien -
Wien – Mehr Geld für Unterhaltung und Information, weniger für Sport: ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und Finanzdirektor Richard Grasl skizzierten am Montag den Finanzplan für das kommende Jahr. Bis 15. November muss er an die Stiftungsräte verschickt werden. Für die Ausrichtung des Song Contests werden insgesamt 25 Millionen Euro budgetiert. Nach Ticketverkäufen und Sponsoring wird den ORF der Sieg Conchita Wursts in Kopenhagen rund 15 Millionen Euro kosten. Wrabetz verneint Spekulationen, wonach er deswegen beim Bundeskanzleramt vorgefühlt hätte, um für ein paar zusätzliche ORF-Millionen zu lobbyieren.
Mit 911 Millionen Euro Umsatzerlösen und erneut schwarzen Zahlen rechnet der ORF für 2015. 593 Mio. Euro kommen aus dem Programmentgelt, 218 Mio. Euro aus Werbeeinnahmen und 100 Mio. Euro an sonstigen Erlösen. Eine Steigerung von 1,7 Millionen im Vergleich zum Budget 2014. Insgesamt werden für 2015 positive Ergebnisse von 0,3 Millionen Euro im ORF sowie 0,8 Millionen Euro im ORF-Konzern erwartet.
Sport wird billiger
Nach den Olympischen Spielen in Sotschi und der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien folgen 2015 mit der Ski-Weltmeisterschaft in Vail, jener der Nordischen in Falun und der Snowboard-WM am Kreischberg vergleichsweise billige sportliche Ereignisse. Ab Herbst kommt noch die Champions League dazu, deren Rechte sich der ORF gesichert hat. Pro Runde wird ein Match übertragen. Vorzugsweise mittwochs, um die Eigenproduktionsschiene am Dienstag nicht zu torpedieren.
Von den geringeren Ausgaben für Sportrechte soll der österreichische Film profitieren. Die Rede ist von plus sechs Millionen Euro, die der ORF lockermache.
Ausgebaut soll auch die Informationssparte werden. Neben Dokumentationen zu 60 Jahren Staatsvertrag wird nächstes Jahr ein fixer Korrespondent in Kiew installiert. Mehr Mittel sollen in den digitalen Bereich fließen. In Planung ist wie berichtet eine eigene Programm-App, auf der die ORF-Kanäle gebündelt sind – mit begleitenden Programminformationen und einer Personalisierung der TVthek mit Videointegration. Für die App bräuchte es allerdings eine Adaptierung des ORF-Gesetzes. "Wir sind hier an den Grenzen", moniert Wrabetz, "und wollen eine Weiterentwicklung des rechtlichen Rahmens."
Temporär mehr Personal
Der ORF muss laut gesetzlichen Vorgaben auch auf seinen Internetseiten anbieten, was er auf Plattformen für Handys und Tablets zeigt. Kürzlich urteilte die Medienbehörde KommAustria, dass der Sender mit seiner App zur Ski-WM 2013_in Schladming gegen das ORF-Gesetz verstoßen hatte. "Signale" für eine Gesetzesänderung will der ORF-Chef bereits vernommen haben.
Nachdem in den vergangen vier Jahren rund 700 Mitarbeiter abgebaut wurden, stockt der ORF sein Personal auf. Rund 30 Köpfe sollen es zusätzlich werden. Zum Teil handle es sich nur um temporäre Dienstverhältnisse – etwa im Zuge des Song Contests oder des Bauprojekts am Küniglberg, wo der trimediale Newsroom entsteht. Fixe Anstellungen winken bei der Online-Videoplattform Flimmit. Der Einstieg wird 2015 schlagend, der Start ist für das erste Quartal avisiert. "Beim Personal haben wir die Untergrenze erreicht", sagt Wrabetz.
Erst am Freitag hatte der ORF-Redakteursrat in einer Resolution kritisiert, dass der Sparkurs "existenz- und programmgefährdend" sei. Die Alternative wäre für Finanzdirektor Grasl gewesen, "den ORF in den finanziellen Abgrund zu führen". Die Kosten für das Personal steigen 2015 um fünf Millionen Euro auf insgesamt 348.
Die Sorgen der Redakteursvertreter um Pluralität im neuen Newsroom nehme die ORF-Führung zwar ernst, sie seien aber "unbegründet", beschwichtigt Grasl. Es werde medienübergreifendes Arbeiten, aber keine "Hyperzentralisierung" geben, ergänzt Wrabetz. Sollten beispielsweise Channel-Manager kommen, die als Art Kanal-Chefredakteure definiert werden, könnten sie den Redakteuren laut Redakteursstatut Weisungen erteilen. Für die neuen Führungsjobs werde es jedenfalls keine Änderung des ORF-Gesetzes brauchen. (omark, DER STANDARD, 17.11.2014)