Den umtriebigen Jon Langford (Mekons) verweht es am Dienstag ins Wiener Chelsea.


Foto: Langford/Chelsea

Wien - Ob Jon Langford mit dem Begriff Langeweile aus eigener Erfahrung etwas anzufangen weiß, ist nicht bekannt. Die Zeichen dafür stehen nicht gut. Der Mann ist ein Arbeitstier. Er ist Autor, Maler und Musiker. Das behaupten zwar viele, wenn die Nächte lang werden, doch der 1957 geborene Waliser kann dies alles umfangreich belegen. Vor allem als Musiker. In dieser Funktion tritt er heute im Wiener Chelsea auf.

Die hiesige Fangemeinde frohlockt deshalb schon länger, ein Phänomen, auf das Langford fast überall trifft, wo es Plattenläden gibt. Seine Fans verdankt er zuvorderst seiner Arbeit mit den Mekons. Das ist, in der Zeitrechnung nach Punk, eine der längstdienenden Bands der Welt. Langford war zuerst Schlagzeuger der Mekons, hat sich aber bald nach vorn gearbeitet, an die Gitarre und das Mikrofon, wo sein Charme und sein Talent an der Seite der kongenialen Sally Timms gleichermaßen erblühten. Der Rest ist, wie es so schön heißt, Geschichte.

Punk war ihm und den Mekons bald zu wenig, man sichtete zusehends die Möglichkeiten, die Country oder Dub boten. Gerade die Countryaffinität verführte Langford.

Mit den Waco Brothers allein hat er an die zehn Alben veröffentlicht und auch seinen unter eigenem Namen produzierten Alben ist die Kunst des Country immer wieder anzumerken. Dass Langford seit Langem in Chicago lebt, schadet da natürlich nicht. Sein aktuelles Album heißt Here Be Monsters und bietet gepflegtes Songwritertum für die Neigungsgruppe. Das bedeutet nicht bloß altersfaule Balladen. Langford fühlt immer noch den Punk, was sich zumindest in einer musikalischen Würze niederschlägt, die ihn nie auch nur in die Nähe höheren Schnarchnasentums gebracht hat.

Aktuelle Songs wie Lil' Ray O' Light erinnern dabei gar an Camper van Beethovens Good Guys and Bad Guys - durchaus Geistesverwandte des Jon Langford.

Auf seine Art legendär ist auch Martin Bramah, der Langford heute abend begleitet. Immerhin ist Bramah Gründungsmitglied der britischen Post-Punk-Institution The Fall und errang später Bekanntheit durch seine Arbeiten mit den Blue Orchids und Factory Star. (Karl Fluch, DER STANDARD, 18.11.2014)