Freude über eine Nacht im Warmen: Dorina und Mirella fanden in der "Arche Nord" Zuflucht.

Foto: Caritas Salzburg / Wild

Salzburg - Alte Matratzen am Boden, notdürftig bezogene Bettwäsche, kleine Sanitärräume und eine behelfsmäßig eingerichtete Küche - Hotel ist die neue Notschlafstelle der Caritas Salzburg keines, aber für die schwer herzkranke Mirella aus Pauleasca in Rumänien war die vergangene Nacht trotzdem "wie im Paradies". Nach Wochen auf den Straßen Salzburgs konnte sie erstmals wieder im Warmen übernachten.

"Fünf bis sieben Euro"

Die 40-jährige Mirella, die ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen will, erhält in ihrer Heimat 50 Euro Invalidenpension pro Monat. Das reiche nicht zum Leben, erzählt sie. Also sei sie nach Salzburg gekommen, um Straßenzeitungen zu verkaufen. Zwischen fünf und sieben Euro könne sie so pro Tag verdienen.

Wie Dorina (51), die seit Jahren mit einem unbehandelten, gebrochenen Fuß leben muss, versucht auch sie, die Familie in der Heimat zu unterstützen. Dorina sitzt meist in der Altstadt und bettelt. "Zu Hause gibt es kein Brot", sagt sie.

Zwei-Wochen-Rhythmus

35 Männer und Frauen von insgesamt 100 bis 140 Notreisenden in der Stadt Salzburg können in der Notschlafstelle der Caritas nach Geschlechtern getrennt unterkommen. Wenn auch nur für 14 Tage. Die Armutsmigranten werden von Caritas-Mitarbeitern registriert, nach zwei Wochen müssen sie das in einem Abbruchhaus im Stadtteil Lehen eingerichtete Notquartier verlassen.

Und auch die Lebensdauer der "Arche Nord", wie die Behelfsbleibe heißt, ist begrenzt. Ende März muss die Caritas das von der Stadt bereitgestellte Haus wieder verlassen. Es wird abgerissen.

"Kein roter Teppich"

Auch andere sollen eine Chance auf ein paar warme Nächte haben, erklärt Caritas-Direktor Johannes Dines bei der Eröffnung am Montag den 14-Tages-Rhythmus. Noch etwas sagt Dines: "Wer glaubt, wir rollen hier den roten Teppich aus, den lade ich ein, eine Nacht hier zu schlafen." Damit reagiert Dines auf entsprechende Vorwürfe, die wiederholt von politischen Parteien und Medien formuliert werden.

Am Mittwoch will beispielsweise die ÖVP erneut eine Initiative für ein Bettelverbot der Öffentlichkeit präsentieren. Dines widerspricht auch Gerüchten, das Quartier koste Stadt und Land "Millionen". Die Adaptierung des Gebäudes habe ein Spender übernommen, die notwendigen Nachtdienste der Caritas-Mitarbeiter würden etwa 60.000 Euro kosten. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, 18.11.2014)