Wien - Eine Therapie mittels künstlicher Beatmung gegen die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) kann die schleichende Kohlendioxid-Vergiftung der Patienten eindämmen und somit deren Lebenserwartung erhöhen. Das zeigt eine im Fachblatt "Lancet Respiratory Medicine" publizierte Studie, wie die österreichische Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) anlässlich des Welt-COPD-Tages am morgigen Mittwoch berichtet.

Im Zuge der Studie erhielten in 36 Beatmungszentren in Deutschland und Österreich Patienten mit einer CO2-Erhöhung im Blut eine nichtinvasive Beatmung, eine Kontrollgruppe wurde ohne dieser Behandlung regelmäßig beobachtet. Die Beatmung mittels Atemmaske während der Nacht konnte die CO2-Werte normalisieren, so das Resultat der Untersuchung.

Lebensverlängernde Wirkung

"Die Patienten mit Beatmung hatten eine höhere Lebensqualität sowie eine bessere Leistungsfähigkeit und nur zwölf Prozent verstarben innerhalb eines Jahres", fasste Sylvia Hartl, Past-Präsidentin der ÖGP und Oberärztin am Otto Wagner Spital in Wien, die Resultate der Studie in einer Aussendung zusammen.

Die Patienten ohne Beatmung hatten unter eine deutlich schlechtere Lebensqualität als die Vergleichsgruppe, die Sterblichkeit lag hier bei 33 Prozent. "Diese Ergebnisse sind bahnbrechend, weil es die erste Studie weltweit ist, die eine lebensverlängernde Therapie für diese schwerkranken Menschen nachweisen konnte", so Hartl.

Die nichtinvasive Beatmung wurde in den letzten Jahrzehnten zur Linderung der Atemnot von chronisch kranken COPD-Patienten eingesetzt. Allerdings wurde sie nur in wenigen Einzelfällen und oft nach dem Aufenthalt auf einer Intensivstation angewendet, da der Nutzen für den Patienten aufgrund von fehlenden Studiendaten als wissenschaftlich nicht erwiesen angesehen wurde und daher im Einzelfall erprobt werden musste.

Nächtliche Beatmung bereits in Frühphase sinnvoll

Die ÖGP fordert nun aufgrund der Studienergebnisse eine regelmäßige Durchuntersuchung von Patienten mit schwerer COPD auf eingeschränkte CO2-Abatmung mittels Blutgasmessung ab dem Zeitpunkt einer schwerer Atemnot und Einschränkung der körperlichen Belastbarkeit. Infolge solle die nächtliche Maskenbeatmung bereits bei den ersten Anzeichen von chronischer CO2-Erhöhung in der Blutgasanalyse eingeleitet werden, auch eine Weiterbeatmung von Patienten mit bleibender CO2-Erhöhung nach akutem Atemversagen sei angezeigt.

"Das in Österreich durchgeführte COPD-Audit, in dessen Rahmen die Praxis der Behandlung der akuten Verschlechterung von COPD im Krankenhaus untersucht wurde, zeigte, dass nicht einmal die Hälfte der Patienten mit akuter CO2-Erhöhung im Krankenhaus einer Maskenbeatmung zugeführt werden und bei durchschnittlich 17 Prozent der Patienten, die in der Notaufnahme aufgenommen werden, keine Messung der Blutgase durchgeführt wird", so Hartl zum Status quo.

In Österreich seien bis zu elf Prozent der Bevölkerung von einer COPD betroffen, berichtete der Verband der pharmazeutischen Industrie (Pharmig) am Dienstag. In diesem Kontext sei ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie dringend erforderlich. (APA/red, derStandard.at, 18.11.2014)