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Als "französische Paradox" wird die umstrittene Beobachtung bezeichnet, dass Franzosen trotz höheren Weinkonsums länger leben als etwa Deutsche. Es gibt aber mit Sicherheit Grenzen.

Foto: EPA/HORST OSSINGER

Wien - Neue Woche, neue Alkoholstudie: Erst kürzlich berichteten schwedische Forscher, mögliche positive Wirkungen von moderatem Alkoholkonsum würden von den Genen der Konsumenten abhängen. Die Annahme, dass einige Bestandteile alkoholischer Getränke grundsätzlich vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen können, sahen sie bestätigt.

Wissenschafter der Universitäten Wien, Mainz und Jena untersuchten nun einen dieser Inhaltsstoffe genauer: Das in Rotwein enthaltene Resveratrol. Wie sie im Fachblatt "Nucleic Acids Research" berichten, hemmt der Naturstoff die Bildung von Entzündungsfaktoren, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen, und hat damit therapeutisches Potential.

"Französisches Paradox"

Trotz fettreichem Essen ist die Herzerkrankungsrate in Frankreich geringer als etwa in Deutschland. Dieses sogenannte "französische Paradox" wird vermehrtem Rotweingenuss zugeschrieben und gab schon mehrfach Anlass zu verschiedenen Studien. "In einigen Forschungsprojekten konnte nachgewiesen werden, dass der in Rotwein enthaltene Naturstoff Resveratrol eine schützende Wirkung gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat", sagt Verena Dirsch von der Uni Wien. "Doch bis jetzt war nicht klar, wie genau die Wirkzusammenhänge sind."

Ein Teil der schützenden Wirkung entsteht, indem die Bildung von Entzündungsfaktoren durch Resveratrol unterdrückt wird. Konkret konnten die Forscher nun nachweisen, dass der Resveratrol an ein bestimmtes Protein - KSRP genannt - bindet und dieses dabei aktiviert. KSRP verringert wiederum die Stabilität von Molekülen, die für die Bildung von entzündlichen Mediatoren gebraucht werden und hemmt so deren Entstehung.

Therapeutisches Potential

"Der interessante Ansatz an dieser Arbeit war, dass wir mit dem Naturstoff Resveratrol nach der unbekannten Zielstruktur gesucht haben", so Dirsch. Man wusste aus vorangegangenen Forschungsergebnissen, dass eine funktionelle Gruppe an dem Molekül für eine bestimmte Wirkung entbehrlich war. "Das haben wir uns zunutze gemacht, um dort eine 'Angel' zu befestigen. Damit haben dann die Kollegen aus Jena das Protein KSRP aus einem zellulären Proteingemisch 'gefischt'."

Entzündungsfaktoren, wie sie von Resveratrol über die Bindung an KSRP gehemmt werden, können Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen. Resveratrol habe also insbesondere bei entzündlichen Erkrankungen, die mit einer starken Schädigung des Herz-Kreislauf-Systems einhergehen, ein großes therapeutisches Potential, so die Forscher. (red, derStandard.at, 18.11.2014)