Eines muss man der Vize-Generalsekretärin des "King Abdullah Bin Abdulaziz International Centre for Interreligious and Intercultural Dialogue" (Kaiciid) zugutehalten: Hätte Claudia Bandion-Ortner nicht das ominöse Profil-Interview mit ihrer skurrilen Sicht auf Saudi-Arabien gegeben, so wäre die Aufmerksamkeit der Medien, zumindest der österreichischen, bezüglich der derzeit laufenden Konferenz "United Against Violence in the Name of Religion" bei weitem geringer, als sie ist.

Geistliche Würdenträger versammeln sich also, um "vereint gegen Gewalt im Namen von Religion" zu sprechen. Die Kritiker des Zentrums können angesichts der Gästeliste völlig beruhigt sein: Da tagen keine bösen Wahhabiten, die den strengen Islam Saudi-Arabiens exportieren wollen. Aber dass man benennt, worum es im konkreten Fall geht - nämlich um das Morden der sunnitischen Extremisten des "Islamischen Staats" -, das schafft das Kaiciid doch wieder nicht ganz. Dafür ist die Unterzeile des Konferenztitels ein wichtiges Bekenntnis: "Wie man die religiöse und kulturelle Diversität im Irak und in Syrien unterstützt."

Das heißt, auch Gruppen wie die Jesiden, die oft als Ketzer denunziert werden, gehören in den Nahen Osten. In der Konferenzeinladung war vom "Volk" der Jesiden die Rede. Wenn das Kaiciid noch länger besteht, wird es auch diese Hürde noch nehmen: Die Jesiden sind eine Glaubensgemeinschaft. Bitte weitersagen nach Mekka und Medina. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 19.11.2014)