Die Rakete spielt mit dem Begriff des Unmöglichen: Instrumentenkoffer streben in den barocken Himmel Carlo Carlones.

Foto: Nives Widauer

Wien – Als "unsere Eingeweide" bezeichnete Andreas Großbauer, Vorstand der Wiener Philharmoniker, die riesigen, Spuren des intensiven Durch-die-ganze-Welt-Reisens tragenden Instrumentenkisten des Orchesters. Eine Metapher, die das innige Verhältnis zum kostbaren Instrument zum Ausdruck bringt.

Den schützenden Verwahrern hat Künstlerin Nives Widauer nicht nur ein fotografisches Denkmal gesetzt, sie hat aus ihnen auch ein symbolisches Monument gebaut: Special Cases – Cosmic Rockets heißt die poetische Rakete, die sich den Marmorsaal des Oberen Belvedere als Startrampe gewählt hat. Ihr Weg hinauf in die Lüfte erschließt sich über den Illusionismus des barocken, himmelöffnenden Deckengemäldes.

Im Vergleich zu solchen, auch metaphorisch erhebenden Interventionen (bis 2. 12.) fallen andere Events im Rahmen der Vienna Art Week eher niederschmetternd aus. Nicht immer steht die Kunst im Vordergrund: Bei manchen Previews (die elitärere Variante der Vernissage) sind zwar Sektgläser und High Heels poliert, die Kunst harrt hingegen, dick mit Staub bedeckt, ihrer Hängung und muss buchstäblich am Boden bleiben.

Ein solches Schicksal traf die eigentlich herausragende Serie von Mykola Ridnyi in der sonst eher mauen, sich politisch verstehenden Ausstellung Through Maidan and Beyond (Architekturzentrum Wien, bis 30. 11.). Den Blick auf die Vorkommnisse in der Ukraine und den Abschuss eines malaysischen Flugzeugs verglich der Künstler mit einer krankhaften Einschränkung des Gesichtsfeldes, dem Skotom. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD, 18.11.2014)