James Van Der Beek und Katie Holmes.

Foto: ORF/Kirch Media

Der ORF stellt eine Morningshow in Aussicht. Bis es so weit ist, müssen sich die Zuschauerinnen und Zuschauer aber noch mit "Dawson's Creek" begnügen.

Rund zehn Jahre nach der deutschen Erstausstrahlung sehen wir also morgens auf ORF 1 die Abenteuer von Dawson, Joey, Pacey und Jen in ihrem idyllischen Lebensmittelpunkt Capeside im US-Staat Massachusetts.

Wobei: Abenteuer ist ein bisschen zu viel gesagt. In "Dawson's Creek" wird geredet. Viel geredet. Über Vergangenheit, Zukunft, Existenz, Liebe, Tod, Leben, Abschiednehmen, Sinn - insgesamt nichts weniger als die großen Fragen der Menschheit stellen sich diese sehr erwachsenen Jugendlichen.

Das ist in dieser Ernsthaftigkeit schon recht hart. Noch härter hingegen ist die Erinnerung, dass man dergleichen schon einmal gesehen hat, nämlich vor rund zehn Jahren - und den Senf, der da vorgetragen wird, damals für unterhaltsam empfunden hat. Nicht auszudenken, was das über die eigene Jugend aussagt.

Dawson's Creek wirkt heute wie eine verjüngte Ausgabe der Waltons nach Erfindung der Antibabypille. Wir sehen biedere Menschen, die den Fernsehzuschauern vorspielen, wie man moralisch richtig handelt und, wenn sie es nicht tun, böse Blicke ernten. Dass das heute so hoffnungslos veraltet aussieht, liegt an der Zeit: In den sorglosen Jahren der Hochkonjunktur reichte ein Dawson aus, der den Wertekatalog säuberlich sortierte und klare Haltungsnoten vergab. Die Krise hat das Fernsehen und ihre Darsteller abgehärtet.

Zuletzt entdeckte Dawson, dass Joeys Papa mit Drogen dealt. Er bekam, was er verdiente: Dawson sah ihn finster an. (Doris Priesching, DER STANDARD, 19.11.2014)