Zürich - Die Affäre um die WM-Vergabe an Russland und Katar zieht immer weitere Kreise: FIFA-Präsident Joseph Blatter geht nun in die Offensive und hat Strafanzeige bei einem Gericht in Bern gestellt. "Wenn wir etwas zu verbergen hätten, würden wir uns hüten, ausgerechnet die Staatsanwaltschaft einzuschalten", sagte Blatter in einem Interview auf der Homepage des Weltverbands.

"Die FIFA-internen Gremien haben im Rahmen ihrer Möglichkeiten getan, was sie konnten, und arbeiten weiter daran. Jetzt wird die Angelegenheit zusätzlich noch von unabhängiger staatlicher Seite aus beleuchtet", erklärte Blatter, der sich seit Veröffentlichung des Berichts der eigenen Ethikkommission und dem Freispruch für Russland und Katar am vergangenen Donnerstag noch nicht geäußert hatte.

Strafantrag gegen unbekannt

Der Strafantrag wurde von der FIFA auf Empfehlung von Hans-Joachim Eckert gestellt, dem zuletzt international harsch kritisierten Vorsitzenden der rechtsprechenden Kammer der FIFA-Ethikkommission. Gegen wen sich der Antrag konkret richtet, ist allerdings unklar. "Gegenstand der Anzeige bildet mögliches Fehlverhalten von Einzelpersonen im Zusammenhang mit den (...) WM-Vergaben 2018 und 2022", hieß es in einem FIFA-Statement.

Die Ankündigung könnte eine Wende im FIFA-Skandal einläuten. Besonders die Rolle der 22 wahlberechtigten Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees bei der Abstimmung im Dezember 2010 steht auf dem Prüfstand. Über einen Zeitrahmen der Ermittlungen gibt es noch keine Angaben.

Bericht wird nicht veröffentlicht

Eine Veröffentlichung des Berichts der Ethikkommission lehnte Blatter klar ab. "Veröffentlicht die FIFA diesen Bericht, verletzt sie ihr eigenes Verbandsrecht und auch staatliches Recht", sagte der Schweizer. "Dies können wir natürlich nicht tun." (APA/red, 18.11.2014)