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Eine Menge Österreicher widmen Neymar ihre Aufmerksamkeit, Brasiliens Anführer verschwand im Prater in der zweiten Spielhälfte ziemlich von der Bildfläche.

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Erst zog er ihn, dann fiel er hin - der brasilianischen Führung durch David Luiz ging ein unübersehbares Foul an Stefan Ilsanker voraus.

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Der erneut überragende Aleksandar Dragovic lässt Brasiliens Keeper Diego Alves beim Elfmeter keine Chance.

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Für den ambitionierten Autogrammjäger gab es dann doch kein Erfolgserlebnis. Neymar hatte den Stift bereits gezückt, doch dann intervenierte die Sicherheitsstaffel.

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Wien – Macht nichts, egal. Die österreichische Fußballnationalmannschaft wurde trotzdem mit Applaus bedacht, den hatte sie sich redlich verdient. Das unglückliche 1:2 am Dienstagabend gegen Brasilien war maximal ein kleiner Schönheitsfehler in einer fulminanten Saison. Serien enden halt, aber insgesamt neun Spiele ohne Niederlage bleiben. Torschütze Aleksandar Dragovic sagte: "Schade, wir haben uns mehr erwartet, aber gegen Brasilien darf man schon verlieren." Teamchef Marcel Koller war zufrieden: "Eine sehr gute Leistung."

So gut wie in Bestbesetzung

Die medizinische Abteilung des ÖFB hatte ganze Arbeit geleistet. Jene Spieler, die nach dem 1:0 gegen Russland am Samstagabend kaum noch gehen konnten, sind rechtzeitig fit geworden. Sie haben Koller tief in die Augen geschaut und versichert, bereit zu sein. Die wundgeklopften Zlatko Junuzovic, Dragovic, Martin Hinteregger und Florian Klein liefen ein, nur Christoph Leitgeb blieb auf dem Bankerl sitzen, er wurde durch Veli Kavlak ersetzt. Rubin Okotie, der Torschütze gegen Russland, rückte für den bereits nach Australien abgereisten Marc Janko in die Startformation.

Freundschaftsspiele oder Jahresabschlussfeiern finden meist in einer netten Atmosphäre statt, das Wiener Publikum (48.500) begrüßte Neymar freundlich. Nach elf Sekunden verzeichnete Österreich bereits den ersten Eckball, die Burschen, die längst Männer sind, zeigten vor dem fünffachen Weltmeister in der Folge keine Ehrfurcht, sie pressten, liefen, agierten überaus diszipliniert und organisiert. Die Mannschaft ist in der Tat erstaunlich.

Eher Schuhplattler denn Samba

Die Brasilianer dürften den Spielwitz in Rio gelassen haben, wobei sie das Match durchaus ernst nahmen. Manche Fouls waren grenzwertig. Kapitän Neymar blieb eher unauffällig, zwei nett anzuschauende Tricks für die Galerie mussten sein. Marko Arnautovic narrte Danilo, großartige Chancen gab es weder hüben noch drüben. Okotie machte einmal auf Volleyballer, er schmettert den Ball mit beiden Händen ins Tor, die gelbe Karte wird ihm wurscht gewesen sein. Hinteregger berührte Oscar im Strafraum, ein Elfer wäre zumindest kein Skandal gewesen (24.). Kavlak zog sich im Zweikampf mit Fernandinho ein Cut zu (31.), es war ein arges Foul.

Koller wechselte den Tormann, Ramazan Özcan löste den unterbeschäftigten Robert Almer ab. Die Österreicher blieben absolut auf Augenhöhe, Dunga tauschte nach einer Stunde die blassen Stürmer Luiz Adriano und Willian aus, Douglas Costa und Firmino sollten es besser machen.

Eine Führung, die nicht hätte zählen dürfen

64. Minute: Corner Brasilien durch Oscar, David Luiz, der sündteure Innenverteidiger von Paris St. Germain, reißt Stefan Ilsanker nieder, schraubt sich in die Luft, köpfelt das 1:0. Der schottische Schiedsrichter William Collum anerkannte den Treffer aus nicht nachvollziehbaren Gründen. Das ÖFB-Team versuchte auszugleichen, allerdings wurden die Beine wie erwartet ein bisserl schwerer. Koller brachte deshalb frische Kräfte, Andreas Weimann kam für Junuzovic (71.). Das zahlte sich aus.

Drei Minuten später legte Oscar den Stürmer von Aston Villa, ein glasklarer, auch von Collum erkannter Elfer, ganz blind ist der Herr nicht. Der großartige Dragovic verwandelte staubtrocken zum 1:1 (75.). Die Stimmung im ausverkauften Happel-Stadion war nahezu enthusiastisch, ehe sie in der 83. Minute gedämpft wurde. Ein wunderbarer Schuss aus rund 20 Metern, abgefeuert von Firmino, fand den Weg in die Kreuzecke. Brasilien hat also doch noch 2:1 gewonnen, Neymar nahm sich für seine Auswechslung fast zwei Minuten lang Zeit. Firmino war schlussendlich der Partyschreck.

Österreich bleibt trotzdem Tabellenführer in der Gruppe G der EM-Quali, vier Punkte vor Schweden, fünf vor Russland. Weihnachten kann kommen. Weiter geht es am 27. März 2015 in Liechtenstein. Das klingt wunderbar. (Christian Hackl, DER STANDARD, 19.11.2014)

Freundschaftliches Länderspiel, Dienstag

Österreich - Brasilien 1:2 (0:0)
Wien, Ernst-Happel-Stadion, 48.500 Zuschauer (ausverkauft), SR Collum (Schottland)

Tore:
0:1 (64.) David Luiz
1:1 (75.) Dragovic (Foulelfmeter)
1:2 (83.) Firmino

Österreich: Almer (46. Özcan) - Klein, Dragovic, Hinteregger, Fuchs - Ilsanker, Kavlak - Harnik (88. Prödl), Junuzovic (71. Weimann), Arnautovic (76. Ulmer) - Okotie (54. Sabitzer)

Brasilien: Diego Alves - Danilo, Miranda (28. Thiago Silva), David Luiz, Filipe Luis - Willian, Luiz Gustavo (62. Douglas Costa), Fernandinho (82. Casemiro), Oscar (76. Fred) - Luiz Adriano (62. Firmino), Neymar (91. Marquinhos)

Gelbe Karten: Okotie bzw. keine