An der Ruhr-Universität Bochum untersuchen Kognitionspsychologen um Oliver T. Wolf die Gedächtnisleistung bei Stress. Der Abruf von Gedächtnisinhalten funktioniert unter Stress nicht gut, dafür kann Stress aber beim Speichern neuer Informationen helfen. Besonders gut merkt man sich alles, was in der stressigen Situation emotional bedeutend ist.

Das Team von Oliver Wolf testete, wie gut sich Menschen an Gegenstände aus einem fingierten Bewerbungsgespräch erinnern, das entweder in freundlicher oder Stress auslösender Atmosphäre stattfand – je nachdem wie sich das Gremium dem Bewerber gegenüber verhielt.

Gestresste Personen erinnerten sich an mehr Gegenstände aus dem Gespräch als nicht gestresste Personen. Vor allem die Objekte, mit denen das Gremium während des Gesprächs agiert hatte, blieben im Gedächtnis.

Beim Erinnern scheint es also besonders darauf anzukommen, wie eng ein Gegenstand mit dem Stressor verbunden war. "Darin liegt möglicherweise ein evolutionärer Vorteil: Emotional wichtige Dinge sind in Stresssituationen bedeutender als neutrale und werden daher besser abgespeichert", sagt Oliver Wolf.

Die Erkenntnisse geben auch Hinweise auf Mechanismen, die bei der Entstehung von sogenannten posttraumatischen Belastungsstörungen ablaufen. Dabei werden Menschen, die eine lebensbedrohliche Situation durchlebt haben, immer wieder von Erinnerungen und Albträumen heimgesucht, die mit dem bedrohlichen Ereignis in Verbindung stehen, berichtet das Wissenschaftsmagazin "Rubin". (idw, derStandard.at, 19.11.2014)