Foto: ORF / Langbein+Partner

Faul ist im Staate Dänemark der Gegenwart so wenig, dass man eigentlich Verdacht schöpfen müsste. Tatsächlich gilt es jedoch als erwiesen, dass in keinem anderen Land der Welt Menschen glücklicher sind. Ein Grund dafür sei das ausgeprägtere Bewusstsein für soziale Gleichheit in der Gesellschaft, hieß es in der "kreuz und quer"-Doku "Alles, was gerecht ist". Sowie ein Staat, der seine Vorstellung von Wohlfahrt energischer unters Volk bringt als anderswo. Sogar Banker verzichten auf Boni: Verantwortung steht höher als Wettbewerb.

Anders sieht die Sache in Österreich aus. Im zweitreichsten Land der EU ist es viel schwieriger, den sozialen Aufstieg zu schaffen. Die Schwere zwischen den "working poor" und jenen, die nur ihr Geld arbeiten lassen, wird immer größer, wie es der Philosoph Clemens Sedmak ausdrückt. Seine Familie ist eine von dreien, die Kurt Langbein und Judith E. Innerhofer in ihrem klugen, materialreichen Feature in den Mittelpunkt rücken. Die Einblicke in Sedmaks mittelständische Familie, in der viel Wert auf Bildung gelegt wird, belegen ebenso wie der unternehmerische Erfolg des Salzburger Hotel- und Gastronomieclans Gmachl, wie ein hoher sozialer Status über mehrere Generationen weitergegeben wird.

Die Familie Mirkovic aus Wien hält ihren wirtschaftlichen Standard auch, nur ist dieser viel weiter unten angesetzt – jede Generation kämpft hier aufs Neue. "Alles, was gerecht ist" führt gute Gründe an, warum diese Chancenungleichheit ein politisches Versäumnis ist, das schon im Bildungsbereich beginnt. Nicht, dass dies alles noch nicht gesagt wurde. Aber schön, dass es im ORF noch in dieser Sachlichkeit und Ausführlichkeit passiert. (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD, 20.11.2014)