Frankfurt/München - Als erste deutsche Großbank führt die Commerzbank negative Zinsen auf Guthaben großer Unternehmenskunden ein. Das Kreditinstitut behalte sich die Berechnung einer "Guthabengebühr" für große Firmenkunden mit hohen Guthaben, für Großkonzerne und institutionelle Anleger vor, erklärte ein Sprecher der Commerzbank. Privatkunden müssten keine Gebühren fürchten - also dass ihr Guthaben auf dem Konto weniger statt mehr wird.
Bei der Erhebung des Negativzinses werde die Bank "sorgsam vorgehen" und die Konditionen weiter "individuell" vereinbaren, erklärte der Sprecher. Neben Privatkunden sind demnach auch für kleine und mittlere Geschäftskunden und Unternehmen "grundsätzlich keine negativen Zinsen geplant".
Mit dem Schritt will die Commerzbank die negativen Einlagezinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) weiterreichen. Die EZB hatte Anfang Juni erstmals in ihrer Geschichte einen Einlagezins von minus 0,1 Prozent beschlossen, inzwischen liegt er sogar bei minus 0,2 Prozent. Banken müssen seitdem dafür zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken, anstatt es an Unternehmen zu verleihen.
Als erste deutsche Bank hatte die Deutsche Skatbank Negativzinsen für Privatkunden eingeführt. Die Direktbank berechnet seit dem 1. November 0,25 Prozent Negativzinsen auf Gesamteinlagen von über drei Mio. Euro pro Kunde. Der Durchschnittssparer ist also nicht betroffen. Ob der kleine Sparer von negativen Zinsen verschont bleiben soll, ist in der Finanzbranche strittig. Vor kurzem hatten Lufthansa und der Energieversorger E.ON angegeben, ihnen sei von nicht näher genannten Banken mit Negativzinsen gedroht worden. In Österreich gebe es keine diesbezüglichen Pläne, wie der Standard berichtete. Alle großen Banken wiesen solche Pläne neuerlich von sich.
Bargeldlose Gesellschaft
Der amerikanische Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff spricht sich in der Tageszeitung FAZ gleich ganz für die Abschaffung von Bargeld aus. Zentralbanken könnten so leichter negative Zinsen durchsetzen, erklärte er. Steuerflüchtige und andere Kriminelle hätten es hingegen schwerer. So gesehen seien Scheine und Münzen überflüssig, sagte er bei einer Veranstaltung des Ifo-Instituts in München. Maßnahmen zur Wirtschaftsankurbelung könnten so leichter durchgeführt werden. (APA, ruz, DER STANDARD, 21.11.2014)