Seine Stärken soll Sailfish OS vor allem beim Multitasken ausspielen.

Foto: Jolla
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Das finnische Start-up Jolla, das vergangenes Jahr mit dem neuen mobilen Betriebssystem Sailfish OS und einem eigenen Smartphone an den Start gegangen ist, macht wieder von sich reden. Das von einstigen Nokia-Angestellten gegründete Unternehmen will nun mit einem Tablet einen neuen Formfaktor erschließen und sucht nach Unterstützung aus der Community.

Binnen Stunden finanziert

Finanziert werden soll das Gerät mit einer Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform Indiegogo. Mit dem Vorhaben ist Jolla dabei augenscheinlich in offene Arme gelaufen, denn der angestrebte Betrag von 380.000 Dollar war bereits nach nur einigen Stunden erreicht. Zwei Tage nach dem Beginn der bis zum 9. Dezember laufenden Finanzierungsrunde liegt man bei etwa 900.000 Dollar und dürfte die Million demnächst knacken.

Nachdem die günstigeren "Vorbestellungs"-Angebote bereits ausgebucht sind, können Unterstützer sich mit einem Beitrag von 209 Dollar (derzeit rund 167 Euro) sowie weiteren 20 Dollar Versand eines der Tablets sichern. Momentan rechnet man bei Jolla damit, die Geräte ab kommendem Mai ausliefern zu können. Der Endkundenpreis wird nach Ablauf des Crowd Financings bei 249 Dollar liegen.

Spezifikationen ähnlich Nokia N1

Betrachtet man die Spezifikationen, so unterscheidet sich das Pad kaum vom N1, dem ersten Android-Tablet von Nokia, das kürzlich enthüllt wurde. Es bringt ein Display mit einer Bildschirmdiagonale von 7,9 Zoll und einer Auflösung von 2.048 x 1.536 Pixel (4:3-Format) mit, läuft mit einem Quadcore-Chip aus Intels Atom-Reihe (1,8 GHz, 64 Bit) und verfügt über zwei GB RAM und 32 GB Onboardspeicher, der sich mittels microSD-Karte erweitern lässt.

Es misst 203 x 137 x 8,3 Millimeter und wiegt 384 Gramm. An Bord sind auch zwei Kameras (5 MP, 2 MP), der Akku ist mit 4.300 mAh bemessen. Ins Internet gelangt das Gerät per WLAN (802.11n), ein Modem für mobiles Internet ist nicht vorgesehen. Ebenfalls mit dabei sind ein GPS/GLONASS-Modul für Navigation und Bluetooth 4.0.

Hersteller verspricht Sicherheit

Zum Einsatz kommt anstelle des Google-Betriebssystems allerdings die Eigenentwicklung Sailfish OS in der neuen Version 2.0, die aber auch Android-Apps ausführen kann. Für deren Bezug muss der Nutzer allerdings auf Jollas eigenen Store oder alternative App Stores zugreifen, Googles Dienste sind nicht vorinstalliert. Der Hersteller verspricht, dass die Daten der Nutzer nicht weitergegeben werden und die Software über keinerlei Hintertüren oder andere Zugriffsmöglichkeiten für Dritte verfügt.

Besser Multitasken

Als wichtigstes Verkaufsargument streicht man aber die Möglichkeit heraus, mit mehreren Apps auf effizientem Wege gleichzeitig zu hantieren. "Das weltbeste, State of the Art-Multitasking" verspricht man sodann. Dazu verfügt es über einen per Wischgeste erreichbaren Modus, in dem alle vom Nutzer gestarteten Apps, die derzeit aktiv sind, in einer Übersicht angezeigt werden.

Ähnliches bieten auch andere mobile Systeme, bei welchen auf diesem Wege aber nur zwischen den Programmen gewechselt werden kann. Sailfish OS soll es am Tablet ermöglichen, die Apps von dort aus direkt zu bedienen. So soll man beispielsweise mal eben beim Audioplayer eine neue Playlist aktivieren können, ohne diesen vorher im Vollbild öffnen zu müssen.

Jolla

Sailfish OS 2.0 soll auch die Personalisierungsmöglichkeiten ausbauen. Erweitert wird etwa das Ambient-Konzept, mit dem die Oberfläche sich farblich an die Vorgaben des Users anpasst.

Community soll mitgestalten

Die Community will Jolla aber nicht nur für die Finanzierung "anzapfen". Man will die künftigen Nutzer auch in die Weiterentwicklung des Systems und die Umsetzung des Tablets einbeziehen und nutzt dafür die eigene "Together"-Plattform. Dort können etwa neue Features vorgeschlagen werden. Ideen, die von anderen Usern besonders unterstützt werden, rutschen in der Prioritätsliste für die Entwickler nach oben. (gpi, derStandard.at, 20.11.2014)