Zerlegung eines Lumière-Films: Auch Peter Tscherkasskys "Motion Picture" läuft bei "Cinema, ti amo".


Foto: Sixpackfilm

Wien - Seit 24 Jahren gibt es Sixpackfilm, und ebenso lang dauert auch schon die Diskussion darüber, wie man das am besten benennt, worum es geht: Avantgardekino? Experimentalfilm? Heute ist zumeist von einer Agentur für innovatives Kino die Rede, denn mit dem großen Erfolg der Arbeit von Sixpack musste es auch immer stärker angebracht erscheinen, einen möglichst offenen Begriff für das eigene Tätigkeitsfeld zu entwickeln.

So finden sich heute experimentelle Formen aller Art neben Dokumentarischem, ohne dass man das Gefühl haben muss, hier expandiere eine Institution über das plausible Feld hinaus. "Cinema, ti amo" umfasst sechs Veranstaltungen, mit denen der "runde" Geburtstag von Sixpackfilm im Stadtkino im Künstlerhaus begangen wird. Sie geben einen schönen Eindruck von der Bandbreite des Innovativen:

Sechs Filmprogramme, die jeweils von einer Person bzw. in einem Fall von einem Duo ausgewählt wurden und präsentiert werden sowie zeigen, wie weitverzweigt das Koordinatenfeld ist, in dem sich Sixpackfilm bewegt. Den Auftakt macht Valie Export mit einem echten Klassikerparcours von Hans Richter über Richard Serra und Kurt Kren bis zu Joan Jonas.

Es folgt mit Siegfried A. Fruhauf einer der Jungstars, seine Auswahl beginnt passenderweise mit Motion Picture von Peter Tscherkassky, einem der Gründer von Sixpackfilm. Tizza Covi und Rainer Frimmel zeigen Freaks von Tod Browning, einen berührenden Moment der Selbstauskunft der beiden Grenzgänger zwischen Beobachtung und Fiktion. Es folgen Joerg Burger, der Peter Mettlers Picture of Light zeigt, und Mara Mattuschka (mit Richard Elfmans Video The Forbidden Zone, 1980), sowie schließlich Florian Pochlatko, der mit Pippilotti Rist, Nicolas Provost, Wes Anderson und Roy Andersson einen besonders großen Bogen zwischen Kunst und Kunstkino beschreibt. (Bert Rebhandl, DER STANDARD, 21.11.2014)