Wien – Rund drei Prozent des Gesamtbestands beziehungsweise etwa 30.000 Wohnungen in Wien stehen leer – davon geht man im Wohnbauressort weiterhin aus, auch wenn die Zahl zwei Jahre alt ist. Weil die SP-Parteijugend (und nicht nur die) eine höhere Zahl annimmt, sich überdies eine Leerstandsabgabe dazu wünscht und diese auch Bürgermeister Michael Häupl für eine vernünftige Idee hält, lässt Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (beide SP) nun aber in einer Studie die zwei Jahre alte Zahl auf ihre Richtigkeit überprüfen.

Die Zahl, die dabei herauskommt, soll dann einerseits an Häupl als offizielle Leerstandsrate gemeldet werden (nachdem der Bürgermeister diese Erhebung von Ludwig gefordert hatte). Andererseits schließt nun auch Ludwig, anders als bisher, eine verpflichtende Leerstandsmeldung für Eigentümer oder sogar eine Leerstandsabgabe nicht mehr kategorisch aus. Weitere Schritte will sich der Wohnbaustadtrat aber erst dann überlegen, wenn feststeht, wie hoch die Zahl aktuell wirklich ist.

Neubau-"Rekordjahr"

Was den Neubau betrifft, verkündete Ludwig ein "Rekordjahr" mit genau 7990 Wohneinheiten, für die heuer Förderzusicherungen erteilt wurden (nach den Regeln des geförderten Wohnbaus beziehungsweise der Wohnbauinitiative, die eine frei finanzierte Zusatzschiene ist). Diese Zahl wurde zuletzt 1996 übertroffen, damals allerdings deutlich.

Fertiggestellt wurden oder werden heuer genau 7273 geförderte Wohnungen, davon 655 im Rahmen der Wohnbauinitiative. Für 2015 werden 7000 angepeilt.

Zu den ebenfalls von der SP-Jugend thematisierten hohen Eigenmittelanteilen im geförderten Wohnbau hielt Ludwig fest, dass er bereits das "Smart"-Wohnbauprogramm mit besonders kleinen, kostengünstigen Wohnungen ins Leben gerufen habe. Die Eigenmittel betragen hier höchstens 60 Euro je Quadratmeter. Wermutstropfen: Für die Wohnbauinitiativen-Projekte gilt das "Smart"-Programm nicht, hier sind bei der günstigeren Variante immer noch 150 Euro je Quadratmeter (einmalig) zu berappen. Um dem Problem hoher Eigenmittel beizukommen, hat die Stadt heuer mit 1174 fast doppelt so viele Wohnungen mit "Superförderung" versehen wie 2013.

Gegen Enteignungen

Von Enteignungen, wie sie Grünen-Gemeinderat Christoph Chorherr kürzlich als "Ultima Ratio" im Kampf ums Bauland befürwortet hat, hält Ludwig "wenig bis nichts". Der Wohnfonds der Stadt Wien habe noch ausreichend Baulandreserven, nämlich rund 220 Hektar – etwas weniger als die Fläche der Seestadt Aspern (240 Hektar). Laut Dieter Groschopf, stellvertretender Wohnfonds-Geschäftsführer, kommt man damit beim derzeitigen Neubauvolumen etwa drei Jahre lang aus – auf diesen Flächen können also rund 21.000 Wohnungen entstehen.

Einmal mehr forderte Ludwig am Donnerstag ein neues Mietrecht. Was den umstrittenen Lagezuschlag betrifft, ließ der Stadtrat aber aufhorchen: Bisher war er für die ersatzlose Streichung, nun sagt Ludwig, der Zuschlag sollte "zumindest gravierend verändert" werden und etwa stärker auf Qualitätskriterien eingehen. (Martin Putschögl, DER STANDARD, 21.11.2014)