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Wer mit einer Internet-Kamera sein Anwesen, sein Auto oder sein Baby behüten will, könnte genau das Gegenteil erreichen: Hacker haben zahllose private und geschäftliche Webcams geknackt und stellen die Aufnahmen live auf eine russische Internet-Seite.

Foto: Reuters

Das Thema sorgt am Freitag für weltweite Schlagzeilen. Hacker haben nach Angaben britischer Datenschützer weltweit Tausende private und geschäftliche Webcams geknackt und die Aufnahmen live auf eine russische Internet-Seite gestellt. Die angezapften Geräte reichten von Babyfonen mit Videofunktion bis zu professionellen Überwachungskameras in Büros und Betrieben, auch das Treiben aus einer Turnhalle wurde online übertragen - der WebStandard berichtete.

148 heimische Kameras

Auch österreichische Kameras werden angezapft. Derzeit erlauben 148 Webcams in heimische Trafiken, Wohnzimmer und Garagen zu blicken. Vor einer Woche waren es noch weit über 200 Kameras. Offensichtlich haben deren Besitzer auf Presseberichte der vergangen Tage reagiert.

Webseite soll vom Netz

Der britische Datenschutzbeauftragte forderte Russland am Donnerstag auf, die Website sofort zu schließen. Die ersten Berichte über die russische Website seien aus Macao, Hongkong, Australien und Kanada gekommen, sagte der oberste britische Datenschützer Christopher Graham. Großbritannien wolle gemeinsam mit der US-Handelskammer dafür sorgen, dass die Internetseite schnellstens geschlossen werde.

Angezapft

Nach Angaben der britischen Datenschutzbehörde ICO wurden allein in Großbritannien 500 Kameras angezapft. In den USA sind laut Experten mehr als 4.500 Kameras betroffen, in Frankreich mehr als 2.000 und in den Niederlanden rund 1.500.

Schwache Sicherheit

Die in Russland betriebene Website nutze die schwachen Sicherheitsvorkehrungen von Tausenden Kameras; die Standardeinstellungen für viele System seien online zugänglich, sagte Simon Rice von der Datenschutzbehörde ICO. "Das ist eine Bedrohung, die alle von uns betrifft und gegen die wir uns schützen müssen." Überwachungskameras seien "sehr praktisch, wenn man sehen will, ob es dem Kind gut geht oder ein Geschäftslokal sicher ist - aber jeder andere kann darauf zugreifen, wenn man kein starkes Passwort wählt", warnte der Datenschutzbeauftragte Graham.

Update: Webseite offline

Die Website ist am Freitagnachmittag nicht mehr erreichbar gewesen. Was dahinter steckt, war vorerst nicht klar. (red/APA, 21.11. 2014)