81 Prozent der Österreicher lassen sich zumindest gelegentlich auf Glücksspiel ein.

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Linz - 70.000 Österreicher sind spielsüchtig. Das ergab eine aktuelle Umfrage des Imas-Instituts. Die Fakten haben sich seit der letzten Erhebung aus dem Jahr 2010 nicht geändert. Das heißt: Betroffen sind vor allem Männer zwischen 40 und 50 Jahren, die in urbanen Zentren leben. Im Auftrag der Ambulanz für Spielsucht in Linz, die die Landesnervenklinik Wagner-Jauregg in Kooperation mit Pro Mente Oberösterreich führt, hat das Meinungsforschungsinstitut 3.000 Österreicher befragt.

Die repräsentative Studie ergab, dass sechs Prozent der Österreicher oft Geld auf Glücksspiel oder Wetten setzen, ein Drittel hin und wieder. Die Gelegenheitsspieler geben ihr Geld am häufigsten für Lotto, Toto oder Rubbellose aus (81 Prozent). Neun Prozent gehen ins Casino, um Roulette, Blackjack oder Poker zu spielen. Und jeweils vier Prozent setzen auf Sportwetten oder spielen an Automaten.

Um herauszufinden, ob die Befragten spielsuchtgefährdet sind, wurden zwei Fragen gestellt. "Hatten Sie schon einmal das Gefühl, mehr und mehr Geld einsetzen zu müssen? Haben Sie nahestehenden Personen schon einmal die Unwahrheit über den Umfang Ihres Glücksspiels gesagt?" Laut internationalen Forschungen reichen diese beiden Fragen, um suchtgefährdendes Verhalten zu ermitteln, sagt Kurosch Yazdi, der Leiter des Zentrums für Suchtmedizin. Das Verlangen, mehr Geld nachzulegen, kennen 18 Prozent der angeblichen Gelegenheitsspieler, vier Prozent von ihnen gaben an, was den Spielkonsum betrifft schon einmal untertrieben zu haben.

Ein Viertel der Patienten onlinespielsüchtig

Ihr Glück online zu versuchen interessiert die Österreicher (noch) kaum (neun Prozent). Doch daraus den Rückschluss zu ziehen, dass Spiele im Internet keine Gefahr darstellen, wäre falsch, sagt Yazdi. Denn die Zahl der Online-Spielsüchtigen, die in der Ambulanz therapiert werden, steige. Ein Viertel betrage bereits ihr Anteil bei den Patienten. Vor allem die Sportwetten stellen ein Risiko dar. Diese fallen laut dem Mediziner in Österreich nicht einmal unter das Glücksspielgesetz, sondern zählen zu den Geschicklichkeitsspielen. Dabei könne man bei diesen Spielen extrem schnell sein Geld verwetten. Etwa darauf, welcher Kicker in der nächsten Minute foult oder wer als Nächster ins Abseits laufe.

Überhaupt attestiert Yazdi eine mangelnde Sensibilität für das Thema Spielsucht. So übernehme in Oberösterreich die Krankenkasse nicht die Kosten für die Therapie. Außerdem fehle es an Bereitschaft, das Online-Glücksspiel gesetzlich zu regeln, indem etwa der Internetanbieter genauso wie jeder Glücksspielanbieter um eine Lizenz ansuchen muss. Das Argument, es sei technisch nicht möglich, weil der Betreiber im Ausland sitze, lässt der Mediziner nicht gelten. "Die USA zeigen, dass das geht. Dort ist es verboten." (Kerstin Scheller, derStandard.at, 21.11.14)