Koblenz-Landau - Nicht nur was in einer Polit-Talkshow gesagt wird, ist von Bedeutung, sondern auch wie es präsentiert wird. Deutsche Wissenschafter haben sich in einem neuerschienenen Buch der Inszenierungsweisen dieses Medienformats angenommen, das trotz allgemeinen Gemurres über Politikverdrossenheit boomt.

Die Show- und Inszenierungseffekte in Polit-Talkshows nehmen deutlich zu, wie die Universität Koblenz-Landau berichtet. Die klassische Talkrunde wird zunehmend ergänzt durch multimediale Elemente wie Einspieler oder den Einbezug neuer Medien sowie durch Zuschauerbeteiligungen.

Wichtiger noch sind scheinbar nebensächliche Aspekte wie Kameraführung, Bildschnitt, Einstellungsgrößen oder musikalische Untermalungen. All das wird mit Bedeutung aufgeladen und erlangt kommunikative Funktion. Diese von den Gästen kaum beeinflussbaren Faktoren erzeugen Images, steuern Einstellungen und Bewertungen auf Zuschauerseite. So bestimmen Polit-Talkshows und ihre Macher maßgeblich die politische Propaganda - und damit auch Wahlergebnisse.

Sensibilisierung für Inszenierung

Diese Aspekte stehen im Mittelpunkt des Buchs "Polit-Talkshow: Interdisziplinäre Perspektiven auf ein multimodales Format", das von den Sprachwissenschaftern Heiko Girnth und Sascha Michel herausgegeben wurde. In zwölf Beiträgen widmen sich Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachdisziplinen der Frage, was Kommunikation in Polit-Talkshows ausmacht und wie sie zur Realisierung bestimmter Zwecke bewusst eingesetzt wird.

Und das verfolgt eine durchaus pädagogische Absicht: Die Leser sollen dafür sensibilisiert werden, dass ihr Bild von Politik und Politikern in Talkshows nicht nur von den Rahmenbedingungen, dem Gesagten und dem Auftreten der Teilnehmer abhängt, sondern auch sehr stark durch redaktionelle Prozesse geprägt wird. (red, derStandard.at, 21. 11. 2014)