Die knapp 200 Meter lange und 50 Meter breite Halle diente bis 1985 als Werkstatt für Militärfahrzeuge und Panzer. Der Großteil der alten Halle blieb erhalten.

Foto: Angi Huber

Die Holztore wurden unverändert und inklusive Graffiti wieder in ihre Angeln gehängt.

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Moderne Büros, wo einst an Panzern geschraubt wurde.

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Die unverputzten Wände und die asketische Formen- und Materialsprache fügen sich gut ins bewusst rohe, rostige Ambiente.

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"Erika liebt Herbert", "Ekkehard Kunze, 14. 8. 1967, noch 122 Tage", "Neue Lage: 91 Tage". Die eingeritzten Momentaufnahmen in den Ziegelsteinen machen die Geschichte der alten Panzerhalle spürbar. 1939 als Teil der Struberkaserne errichtet, diente die knapp 200 Meter lange und 50 Meter breite Halle bis 1985 als Werkstatt für Militärfahrzeuge und Panzer. Die Kaserne ist längst Geschichte. An ihrer Stelle errichtete ein Konsortium gemeinnütziger Wohnbauträger den "Freiraum Maxglan" mit 358 geförderten Wohnungen.

Bewahrte Geschichte

"Die Panzerhalle ist ein historisches Bauwerk mit wunderbaren Nutzungsmöglichkeiten und einer jahrzehntelangen Identität", sagt Marco Sillaber. "Es wäre schade, so ein Bauwerk abzureißen. Vor allem hier, am Rande eines Neubaugebietes, erachte ich es für immens wichtig, Geschichte zu bewahren und dem Haus neues Leben einzuhauchen." Schon einmal hat der heute 52-jährige Immobilienentwickler und Investor mit der Revitalisierung des Salzburger Gusswerk-Areals bewiesen, wie sexy ein Gewerbegebiet sein kann. Das Projekt wurde 2008 mit dem Österreichischen Bauherrenpreis ausgezeichnet. Die Panzerhalle ist Sillabers zweiter großer Wurf.

"Wir haben die alten Holztore demontiert und während des Umbaus zwischengelagert", erzählt Sillaber, der früher in der Hotellerie und Gastronomie tätig war, ehe er sich der Baubranche zuwandte. "Das originale Erscheinungsbild wollten wir auf jeden Fall erhalten, auch wenn die Technik dahinter die neuesten Stückln spielt." Vor kurzem wurden die Holztore, ohne auch nur irgendwas an ihnen zu verändern, wieder in ihre alten Angeln gehängt. Graffiti inklusive. Und das alles ohne behördlich auferlegten Denkmalschutz.

Kreativ-Cluster

"Ich mag dieses Ambiente hier", sagt Hans Schlick, Managing Director Central Europe bei POC. Das schwedische Unternehmen ist auf Helme und Schutzbekleidung für Sommer- und Wintersport spezialisiert und baut in Salzburg nun sein Zentraleuropa-Büro auf. Schlick ist der erste offizielle Mieter im Haus, mietet knapp 700 Quadratmeter an, während rundherum noch gebohrt und geschliffen wird. "Wir haben uns für diesen Standort entschieden, weil wir davon ausgehen, dass das ein Cluster von innovativen, kreativwirtschaftlichen Betrieben wird."

Das ist der Plan. Zu den bisherigen Mietern zählen neben POC das Logistikunternehmen Logwin, die SHT Haustechnik AG, Sportalpen Marketing, der Convenience-Hersteller Nähr-Engel, eine Arztpraxis sowie eine große Werbeagentur, die der Vermieter noch nicht offiziell kommunizieren will. Die Mietpreise starten je nach Lage und Geschoß bei 11,60 Euro pro Quadratmeter, die Kaufpreise für die Büro- und Gewerbelofts liegen zwischen 2200 und 2500 Euro pro Quadratmeter.

Marktstände aus Containern

Ebenfalls geplant sind ein paar Wohneinheiten für betriebsbedingtes Wohnen. Das heißt: Mieten, kaufen, wohnen darf hier nur, wer am Standort arbeitet. Hinzu kommt ein Restaurant, eine Weinbar sowie ein mehrgeschoßiges Gesundheits- und Therapiezentrum. Der aktuelle Verwertungsstand beträgt nach Auskunft Sillabers "knapp 50 Prozent".

Selbstdefiniertes "Highlight" (O-Ton Sillaber) der neuen Panzerhalle ist die 800 Quadratmeter große Markthalle, die im Frühjahr eröffnet werden soll. Die 25 Verkaufs- und Bewirtungsstände sollen aus ausrangierten, teils aufgeschnittenen Hochsee-Containern errichtet werden. Die Planung stammt von den Wiener Architekten smartvoll. "Die Markthalle ist zwar nicht das größte, aber wichtigste Element der Panzerhalle. In diesem Einzugsgebiet wird das ein vollkommen neues Angebot sein", sagt Sillaber.

Roh und rostig

75 Prozent der ehemaligen Panzerhalle (Kooperationsprojekt von hobby a., LP Architektur und Strobl Architekten) konnten erhalten werden. Der rohe Beton, die unverputzten Wände, die asketische Formen- und Materialsprache fügen sich gut ins bewusst rohe, rostige Ambiente (Freiraumgestaltung 3:0 Landschaftsarchitektur). Ergänzt wird das Ensemble von einem sechsgeschoßigen Neubau (Arch. Christoph Scheithauer) samt Tiefgarage (360 Stellplätze), für die ein Viertel der historischen Halle geopfert werden musste.

Das Gesamtinvestitionsvolumen für das 18.000 Quadratmeter große Projekt beläuft sich auf rund 35 Millionen Euro. Geplante Fertigstellung: Frühjahr 2015. Neue Lage: noch 150 Tage. (Wojciech Czaja, DER STANDARD, 22.11.2014)