Wenigstens im Hohen Haus geht etwas weiter, und niemand bringt es der Bevölkerung näher als "Österreich". Es ist das süßeste Geheimnis des Parlaments, schwärmte das Blatt, meinte aber nicht eine neue Dessertkreation in der Hauskantine. Das musste jeder Leserin spätestens klar gewesen sein, sobald sie auf den Begriff süßest stieß, weil der in "Österreich" unweigerlich fällt, wenn sich irgendwo ein kleines Bäuchlein abzeichnet. Also um es kurz zu machen: Stronach-Chefin wird Mama, wie es im Titel hieß, und leicht relativierend im Text: Team-Stronach-Klubobfrau Kathrin Nachbaur (35) soll schwanger sein. Zur Erhärtung dieser gerüchtlichen Gewissheit war keine dringliche Anfrage im Plenum nötig. Bereits bei der Klubklausur des Teams Stronach in Schladming im Oktober fiel Nachbaurs strahlendes Lächeln und ihr kleines Bäuchlein einigen sehr aufmerksamen Beobachtern auf.

Das strahlende Lächeln allein wäre es vermutlich nicht gewesen, das trägt Nachbaur gewohnheitsmäßig auf, ohne dafür einen fruchtbaren Grund zu haben, und das kleine Bäuchlein allein auch nicht, das hat bald wer. Aber die Kombination von Lächeln (strahlend) und Bäuchlein (klein) ließ sogar in Abgeordneten des Teams Stronach ein Licht aufgehen. "Am Rande einer Besprechung hat sie uns informiert, dass sie ein Baby erwartet", so ein Parteimitglied. Alle wichtigen Abgeordneten seien bereits informiert. Womit "Österreich" die noch viel größere Sensation enthüllte, als es die Schwangerschaft einer Abgeordneten darstellt: dass es in dem Team, das Stronach heißt, wichtige Abgeordnete geben soll. Jetzt können sie wenigstens auf etwas stolz sein.

Stolz war ja das Thema der Woche, dank der Internetaktion #stolzdrauf des Außen- und Integrationsministers. Sein Versuch einer Beförderung der Integration auf dem geistigen Umweg über Patriotismus und dem technischen über eine Foto-App mündete rasch in eine mediale Desintegration, in der sich Schätzer und Skeptiker feindlich gegenüberstanden.

Als Nestbeschmutzer hörte Rudolf Taschner Donnerstag in der "Presse" die sich politisch korrekt Gebenden unken, die sich unter den "usual suspects" wie Robert Misik im "Standard" und Georg Hoffmann-Ostenhof im "Profil" tummeln. Dabei ging es denen weniger um die Absicht der Aktion, sondern um die Auslagerung in die sogenannten sozialen Medien. Der Versuch, über das Internet Patriotismus zu mobilisieren, ist auch sofort krachend in die Hose gegangen, behauptete Unker Hoffmann-Ostenhof, wobei er als Beweis ausländische Erfahrungen und einen inländischen Lederhosenträger anführte. Der populäre Volksrocker verkündete: "Ich bin stolz darauf, dass es noch sooo viele Dirndln und Buam im Land gibt, die unsere Kultur und Tradition zeitgemäß leben und weitergeben, und hoffentlich noch lange im Trachtengewand außer Haus gehen."

H.-O. gewann daraus den Eindruck, bei #stolzdrauf handle es sich um die alte dumpfe und verlogene Heimattümelei, die uns bereits in den 1950er-Jahren belästigte. Er unterschlug dabei das beträchtliche intellektuelle Gefälle der Aktion, war doch UHBP als Erster #stolzdrauf, und Tausende folgten.

Vielleicht auch Rudolf Taschner. Stolz auf die Heimat gönnen die scheinbar politisch Korrekten keinem, holte er zu einem Schlag gegen die Unker aus, wobei er dokumentierte, dass er sich nicht nur im Mathspace elegant zu bewegen versteht, sondern auch im Sprachenspace. Er kramte aus dem Französischem zwei Begriffe von Stolz mit unterschiedlicher Bedeutung samt Ableitung aus Latein hervor, um anhand des richtigen - fierté für #stolzdrauf - den Unkern nachzuweisen, sie selbst kommen aus der Ecke links von Che und Mao. Nein, Stolz auf die Heimat gönnen die scheinbar politisch Korrekten keinem. Beweis gelungen.

Nicht genug damit, seien sie auch Opfer der List des Hegel'schen Weltgeistes, hatte doch Hoffmann-Ostenhof #stolzdrauf bekannt, dass die beiden Helden der österreichischen Jugend heute Conchita Wurst und David Alaba heißen - nach Professor Taschner just jene Personen, die für ein Institut werben, das "der Krake des Finanzkapitalismus" ergeben ist.

#stolzdrauf, die Unker damit erledigt, sowie im Hochgefühl, sich satirisch betätigt zu haben, schloss er mit dem Klassiker: Difficile est, satiram non scribere. Leider ohne Übersetzung ins Französische.

Wenn die Unker jetzt nur nicht #pfeifdrauf sind! (Günter Traxler, DER STANDARD, 22./23.11.2014)