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Der Vertreter der USA an den Atomgesprächen, Secretary of State John Kerry, am Samstag am Wiener Karlsplatz.

Foto: EPA/GLEN JOHNSON / US DEPT. OF STATE / HANDOUT

Wien - Zu Beginn des sechsten Verhandlungstages in den Wiener Atomgesprächen sprach am Sonntag auch der Iran von einer Verlängerung der Gespräche. Sollte "bis zum Nachmittag oder bis zum Abend" keine Einigung erzielt werden, könne die eigentlich am Montag auslaufende Frist nach Vorstellung Teherans um bis zu ein Jahr verlängert werden, hieß es aus iranischen Diplomatenkreisen Sonntagfrüh. Von iranischen Verhandlern hieß es das Erreichen einer endgültigen und allumfassenden Einigung bis Montag sei "unmöglich". Eine ähnliche Einschätzung war am Vorabend auch aus europäischen Verhandlerkreisen verlautet.

Große Runde geplant

US-Außenminister John Kerry will die laufenden Atomgespräche mit dem Iran in Wien mit seinem Amtskollegen aus Saudi-Arabien, Saud al-Faisal, besprechen. Es werde am Sonntagnachmittag ein Treffen hinter verschlossenen Türen stattfinden, hieß es aus US-Kreisen. Die Iran-Sonderbeauftragte der EU, Catherine Asthon, plant laut Verhandlerkreisen am Sonntag eine große Verhandlungsrunde. Hierzu werden im Laufe des Tages die Außenminister Frankreichs, Großbritanniens und Russlands im Wiener Palais Coburg erwartet.

Der französische Außenminister Laurent Fabius, sein britischer Amtskollege Philip Hammond und Russlands Außenminister Sergej Lawrow sollen die Verhandlungen zwischen den bereits anwesenden Außenministern der USA, John Kerry, des Iran, Mohammad Javad Zarif, und Deutschlands, Frank-Walter Steinmeier, unterstützen. Als letztes hochrangiges Delegationsmitglied wird Chinas Außenminister Wang Yi am Montag erwartet.

Am Abend findet dann ein Abendessen des US-Außenministers mit seinen Amtskollegen aus Großbritannien, Frankreich und Deutschland sowie der EU-Verhandlerin Catherine Asthon statt. Der russische Chefdiplomat Sergei Lawrow, der bis zum Abend ebenfalls in Wien eintreffen soll, wird nach US-Angaben nicht an dem Dinner teilnehmen. Beobachter werten dies als mögliche Verstimmung zwischen dem russischen Außenminister und seinen westlichen Kollegen.

"Es gibt Bewegung"

"Es gibt Bewegung. In den kommenden 48 Stunden werden die Weichen gestellt. Meinem Empfinden nach berichten die Medien derzeit zu negativ, denn es gab heute Vormittag sehr ertragreiche Gespräche zwischen Ashton, Kerry und Zarif", erklärte ein mit den Verhandlungen vertrauter Diplomat am Sonntag der APA.

Die Konfliktparteien bemühten sich ernsthaft um eine Exit-Strategie, und derzeit laufe alles wie in einem Fußballspiel. Und da sei es ja oft so, dass erst in der neunzigsten Minute das Spiel entschieden wird, so der Diplomat weiter.

"Die Iraner sind ja berühmt dafür, einige Asse im Ärmel erst kurz vor Ende auszuspielen. Illusionen, dass es ein endgültiges Abkommen gibt, macht sich hier eh keiner mehr. Es geht eher darum, eine Rahmenvereinbarung zu finden, mit der alle leben können", ergänzte er.

Dauerhaftes Abkommen

Die fünf UN-Vetomächte und Deutschland verhandeln seit einem Jahr mit dem Iran über ein dauerhaftes Abkommen, das dem Land die friedliche Nutzung der Atomtechnologie erlauben, zugleich aber verhindern soll, dass es in kurzer Zeit Atomwaffen entwickelt. Die Frist für eine Einigung ist bereits im Juli einmal verlängert worden, allerdings drängt nun wegen wachsendem Widerstand in Teheran und Washington die Zeit.

Kommt es zu keiner Verlängerung, ist aus Sicht der Iraner auch der Abschluss eines Rahmenabkommens möglich, dessen Details in den kommenden Wochen ausgearbeitet werden. Andernfalls könnten die Gespräche scheitern, der Iran steht dann weiter unter westlichen Sanktionen. (APA, 23.11.2014)