Rom - Italiens Regierung will mit einem neuen System nicht bezahlte Fernsehgebühren eintreiben. Das Kabinett plant, die Italiener künftig die Gebühr für den staatlichen Fernsehsender RAI mit der Stromrechnung zahlen zu lassen. Rund 27 Prozent der Italiener würden derzeit die Gebühr nicht bezahlen, was für die Kassen des Senders fehlende Einnahmen in Höhe von 600 Mio. Euro bedeute, hieß es in Rom.

Die Reform des Zahlungssystems der Fernsehgebühren soll von der Regierung bis Ende des Jahres verabschiedet werden. Damit hofft die Regierung, der RAI jährliche Einnahmen von 1,8 Milliarden Euro zu garantieren, berichtete die Tageszeitung "La Repubblica" am Sonntag. Laut den Reformplänen sollte die Fernseh-Gebühr im kommenden Jahr 65 Euro pro Haushalt betragen. 2014 hatten die Italiener 113,5 Euro an Gebühren gezahlt.

Reform des RAI-Managements

Die Regierung plant auch eine Reform des RAI-Managements. Die öffentliche-rechtliche Fernsehanstalt soll künftig nicht mehr von einem Generaldirektor, sondern von einem Geschäftsführer mit den Kompetenzen eines Vorstandsvorsitzenden in einem Privatunternehmen geführt werden. Die Zahl der Aufsichtsratsmitglieder soll von neun auf fünf schrumpfen, die vom Parlament gewählt werden, heißt es.

Die RAI erlebt eine ereignisreiche Phase. Erst am Mittwoch hatte die öffentlich-rechtliche TV-Anstalt die Sendertochter Rai Way an die Mailänder Börse gebracht. Die Kapitalisierung des Unternehmens liegt aufgrund des Aktienpreises bei 802 Mio. Euro. Rai Way, in die vor 14 Jahren die Infrastruktur und Anlagen zur TV-Übertragung ausgelagert wurden, besitzt 2.300 TV-Sendetürme und will seine Führungsposition im Bereich Breitbanddienstleistungen ausbauen. Dank neuer Angebote will die Gesellschaft im Bereich Tower-Hosting für Mobilfunkbetreiber und Rundfunkbetreiber punkten und auch im Ausland expandieren.

Die TV-Anstalt RAI, die 2012 noch Verluste in Höhe von 250 Mio. Euro verbucht hat, schrieb 2013 wieder schwarze Zahlen und meldete einen Gewinn von fünf Millionen Euro. Bis Ende 2014 hofft die TV-Anstalt, ihren Gewinn weiter zu steigern. (APA, 23.11.2014)