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Lewis Hamilton (vorne) legte von Beginn an Raum zwischen sich und Nico Rosberg.

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Am Ende stemmte der Brite Pokale.

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Abu Dhabi / Wien – Das große Finale in Abu Dhabi war nur bis zur ersten Kurve des 19. und letzten Saisonrennens spannend. Lewis Hamilton (29), der WM-Führende, passierte sie als Erster, weil sein in der Gesamtwertung 17 Punkte zurückliegender Teamkollege Nico Rosberg den Start von der tags zuvor souverän herausgerasten Poleposition aus völlig verpatzt hatte.

Um Hamiltons zweiten Gesamttriumph nach 2008 zu verhindern, musste der um sechs Monate jüngere Deutsche gewinnen und darauf hoffen, dass sein Team Mercedes nicht der zwölfte Doppelsieg dieser Saison gelingen möge. Schon nach dem ersten Renndrittel war klar, dass zu Rosbergs Pech nur die zweite Prämisse eintreten würde, denn sein Auto ließ in seiner Schadhaftigkeit keine Spannung aufkommen. Gasaussetzer und andere Gebrechen warfen Rosberg immer weiter zurück, während sich Hamilton an der Spitze der Angriffe des Williams-Duos Felipe Massa und Valtteri Bottas schließlich erfolgreich erwehrte. In der vorletzten Runde der Saison überrundete der neue Weltmeister seinen Vize, der nach dem Vergießen einiger Zähren tapfer gratulierte. "Über die Saison gesehen, war er der ein bisschen bessere Fahrer."

Adels-Schmeichelei

Zu diesem Zeitpunkt hatte Hamilton, ebenfalls den Tränen nahe, schon die Glückwünsche seines Prinzen Harry über den Boxenfunk empfangen. "Du bist eine absolute Legende", schmeichelte das Blaublut dem nun 33-fachen Grand-Prix-Sieger und Member des Order of the British Empire, das in dieser Saison elf Siege zum Titelgewinn benötigte, während 2008 auf McLaren fünf Erfolge ausgereicht hatten. Auf dem Podest regnete es dann für Hamilton, Massa und Bottas Rosenwasser, denn der übliche Siegessprudel darf in Abu Dhabi öffentlich nicht verspritzt, geschweige denn getrunken werden.

"Mir fehlen die Worte. Ein Riesendankeschön an all die Fans, an meine Familie und natürlich an das Team", sagte Hamilton. "Ich kann kaum erklären, wie viel mir das bedeutet, es fühlt sich an wie beim ersten Mal." Glücklich, wegen der versagenden Technik aber nicht überglücklich, waren die Österreicher im Team, Motorsportchef Toto Wolff und Niki Lauda. "Die Box, die die Elektronik kontrolliert, ist zu heiß geworden", berichtete der über Hamilton entzückte Aufsichtsratsvorsitzende. "Das macht mich traurig an diesem schönen Tag." Wolff tröstete sich damit, dass unter dem Strich Hamilton und Rosberg je dreimal wegen technischer Probleme nicht punkteten. "Wir haben uns das nicht gewünscht, aber das ist die Formel 1."

Krise bleibt

Aktuell ist die Formel 1 in der Krise. Ob die Wechsel im Fahrerlager – Sebastian Vettel belegte in seinem 113 Rennen für Red Bull Racing Rang acht und schmückt künftig Ferrari, das Fernando Alonso wohl an McLaren verliert – die Szene erfrischt, ist fraglich. Die erdrückende, vor allem finanzielle Dominanz einiger weniger Teams bleibt ungebrochen. Die Saison 2015 hebt am 15. März in Australien an. Sie umfasst mit dem neuen Rennen in Mexiko-Stadt 20 Rennen. Ob sie auch nur annähernd so viele Autos bestreiten, ist ungewiss. (lü, DER STANDARD, 24.11.2014)