Wien - Das ist kein Job-Angebot. Diesen Satz sagt Horst Pirker in diesen Wochen recht oft im Zusammenhang mit "News". Denn der (noch immer recht neue) Geschäftsführer der Verlagsgruppe News redet gerade mit vielen Chefredakteuren und großen Namen dieser kleinen Branche über das Wochenmagazin, das er neu positionieren will. Und schon deshalb neu besetzen. Eine Art "Galionsfigur" als großes Signal nach außen.

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Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wohin sich Pirker "News" wünscht, macht er seinen Gesprächspartnern recht schnell klar. Höher positioniert als bisher, angesehener und gewichtiger beim Publikum, in der Politik und vor allem bei den Werbekunden. Drei Zielgruppen, die sich überschneiden.

Nach dieser Zielsetzung (und dem Signal-Potenzial) definiert sich das Anforderungsprofil für den nächsten "News"-Chefredakteur: eine Journalistin oder auch ein Journalist mit bekanntem, tunlichst gut und gern auch vernehmbar tönendem Namen in der Branche.

"News" neu wagen, heißts.

Vor allem auch in der Werbebranche, für die Pirker im 18. Stock des Media Tower in der Taborstraße einen "War Room Sales" eingerichtet hat. Dietmar Zikulnig, zuvor bei der "Kleinen Zeitung", soll Pirker helfen, den Abwärtstrend der Verlagsgruppe News schon 2015 nach oben zu drehen. 2014 verarbeitet Pirker ja mit dem ersten Verlust seit Anfangsjahren naturgemäß erst einmal die Altlasten.

Auf einen Kaffee mit... Florian Klenk

Florian Klenk, Chefredakteur des "Falter" und Justiz-Aufdecker der Nation, hätte solchen Klang. Dass sein Gespräch mit Horst Pirker über "News" in die APA fand, soll nicht so gut angekommen sein. Klenk sagte ab, hieß es. Pirker, siehe oben, biete den Job gar nicht an, sagen andere.

Pirker fragte in den vergangenen Wochen viele Menschen in der Branche, was sie von "News halten, wie man "News" besser machen könnte. Meist mit dem Hinweis: Das ist kein Job-Angebot.

Aber man konnte schon recht leicht aus seinen Worten herauslesen, dass es eines werden könnte. Wenn Pirker etwa in strahlenden Farben ausmalt, wie heldenhaft jemand in der Branche herumgereicht wird, der "News" wieder nach oben bringt. Oder wie ein solches Meisterstück gar bis nach Deutschland, zu den Mehrheitseigentümern Gruner + Jahr etwa, leuchten würde, wo man gerade sieht, wie schnell dort eine Chefredaktion frei werden kann.

Mit diesem Anforderungsprofil lassen sich schon ein paar Namen ausmachen, die - zumindest theoretisch - mit "News", mit der Verlagsgruppe und natürlich mit Horst Pirker kompatibel wären. Und damit potenzielle Gesprächspartner Pirkers für das, was er seine "mit Abstand schwierigste Aufgabenstellung" als neuer Chef von Österreichs weitaus größtem, marktbeherrschendem Magazinkonzern nannte.

Liegt der Gute doch so nah: Christian Rainer

Horst Pirker hat sich nach internem Bekunden vorgenommen, neue Jobs nach Möglichkeit im Haus zu besetzen. Wer also liegt näher als Christian Rainer, der das "profil" immerhin seit 1998 mit Coverthemen aus Leib, Leben und Gesellschaft doch ziemlich erfolgreich verbreitert hat und womöglich nach neuen Herausforderungen sucht, wenn sich schon "Krone" und "Spiegel" vermutlich eher nicht mehr ausgehen werden?

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Nun steht Christian Rainer als "profil"-Herausgeber unter dem Schutz von "Kurier" und damit Raiffeisen Niederösterrreich-Wien. Raiffeisen brachte 2001 "profil" und Co mit der "Formil"-Fusion in die News-Gruppe ein und bestimmt, ein Relikt aus dem kuriosen Kartellverfahren, damals, noch immer den Herausgeber des Nachrichtenmagazins. Schirmherr Christian Konrad ist auch nach seinem Raiffeisen-Rückzug weiterhin oberster Medienmacher unter dem Giebelkreuz.

Einen Abschied von "profil" und der Raiffeisen-Oberhoheit Richtung "News" würde sich Rainer also wohl nur sehr vergoldet vorstellen können. Zum Beispiel mit einem Zehnjahresvertrag für den bald 53-Jährigen als "News"-Chefredakteur, vermutlich auch -Herausgeber - und womöglich würde Rainer sich auch noch eine Beteiligung dazu wünschen. Das wiederum könnte Pirker wohl kaum bieten.

Logisch: Frank

Jedenfalls so nah wie Rainer läge die wohl erfolgreichste Magazinmacherin im Hause News. - So nah, dass Pirker gewiss nicht der Erste wäre, der Euke Frank fragt, ob sie "News"-Chefin werden will. Frank arbeitete früh, womöglich schon bei der Gründung 1992 bei "News", bevor sie nach Uschi Fellner "Woman"-Chefin wurde. Aber weil er damit gewiss nicht der Erste wäre, hat Pirker Frank vielleicht gar nicht ernsthaft gefragt, ob sie den Job will. Wie sie "News" anlegen würde, wollte er aber bestimmt wissen. Und vielleicht ist Pirker ohnehin wichtiger, dass "Woman" gut Kurs hält.

Auch Andreas Weber, derzeit "Format" und früher schon einmal mit Josef Votzi ("Kurier") Chefredakteur bei "News", sehen manche als durchaus realistische Haus-Lösung; ebenso "trend"- und "Format"-Chefe Andreas Lampl, einst eines der Gründungsmitglieder von "News". Andere bezweifeln, dass sie die von Pirker erhoffte Strahlkraft mitbrächten.

Pirkers Nebenerwerb

Die Frage nach der nötigen Strahlkraft, nicht nach Kompetenz und Können, gilt wohl auch für Stefan Kaltenbrunner, Mitgesellschafter und Herausgeber und Chefredakteur bei "Datum" in Pirkers Nebenerwerbsverlag Medecco. Vermutlich hat Pirker ihn gar nicht für "News" gefragt, auch wenn Kaltenbrunner einst aus der Verlagsgruppe News zu "Datum" gekommen ist.

Und Strahlkraft kann der nächste "News"-Chef nach dem bisher bekannten Jobprofil gar nicht genug haben. Das mag man ermessen an besonders laut klingenden Namen, die einem an dieser Stelle unterkommen.

"Im Zentrum": Ingrid Thurnher

Horst Pirker könnte zum Beispiel auf die Idee kommen, mit Ingrid Thurnher zu reden, was sie von "News" hält und ob sie diesem Wochenmagazin Zukunftschancen einräumt - und wie und welche. Es sind nicht wenige in dieser Branche, die ganz fest überzeugt sind, dass Pirker tatsächlich mit der Moderatorin von "Im Zentrum" und vielen, vielen Wahlkonfrontationen über "News" gesprochen hat. Womöglich täuschen sich all diese Menschen, und wenn das Gespräch doch stattfand, muss Thurnher es ja nicht als Angebot verstanden haben, "News"-Chefredakteurin zu werden.

Foto: STANDARD/Corn

Der mit dem Wolf spricht

Sie hätte sich, wenn doch, womöglich an den legendären ORF-Anchorman Robert Hochner erinnert, den Hans Schmid einst um 1990 zum "AZ"-Chefredakteur machte - und Hochner mit seinem ersten und einzigen Engagement als Zeitungschef unglücklicher denn je.

Foto: Matthias Cremer

Wer Thurnher sagt (und nebenbei auf das große Vorbild Robert Hochner kommt), der sagt wohl auch Armin Wolf. Und fragt den Twitter-König, ORF-Anchorstar mit Hang zur unterhaltenden Schlusspointe und Vize-Chefredakteur des ORF-Fernsehens, was er denn so von "News" hält und nach den Chancen des Wochenmagazins. Das ist ja kein Angebot. Und würde wohl auch nicht angenommen, wenn's eines wäre. Siehe Hochner.

Digital nochmal

Nun haben natürlich nicht nur Fernsehstars Strahlkraft in dieser Branche. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Stanford-Stipendiatin, vorübergehend Onlinechefin und Vize-Chefredakteurin des "Stern"? An der großen deutschen Wochenillustrierte aus demselben Mutterschiff wie "News", Gruner + Jahr, soll Pirker ohnehin Maß nehmen für die Zukunft von "News".

Es müsste also nicht bass erstaunen, würde der News-Boss auch mit Anita Zielina einmal unverbindlich, wie das da gerade seine Art ist, reden, was sie so von "News" hält und seiner Zukunft. Vielleicht würde er mit ihr aber auch eher über digitale Perspektiven sprechen denn über blattmacherische. Dem deutschen Branchendienst turi2.de beschied Zielina gerade via Twitter, man könne sie ab 2015 gerne wieder fragen, was sie beruflich so treibt, erst macht sie Urlaub.

Ab 1. Jänner 2015 dürfte Pirker Führungspersonal für "News" brauchen. Aber das muss man nun wirklich nicht überinterpretieren - damit sind Pirker und "News" nicht allein in der Medienwelt. Und Zielina ist beileibe nicht die einzige Führungskraft im Magazinsektor, die sich gerade neu orientiert.

Ein Chef wie damals: Von Patterer...

Nicht auszuschließen, dass Pirker bei "News" eher an Graz denkt denn an Hamburg. Dietmar Zikulnig, der mit dem "War Room" im Oberstübchen der News-Gruppe, war ja auch ein lang und tief wurzelndes Styria-Gewächs. Der ging freilich erst oder wurde gegangen, bevor Pirker ihn holte. Andere müsste er wohl schon mit guten Argumenten herauslösen.

Foto: Kleine Zeitung/OTS

Wobei: Zikulnigs Ablöse in der Geschäftsführung der "Kleinen Zeitung" zu Beginn dieses Jahres ließ auch einen Kollegen dort vernehmbar mit Abgang spekulieren bis drohen - Hubert Patterer, Geschäftsführer des wirtschaftlichen Muskels des ganzen Styria-Konzerns, vor allem aber hoch kreativer Chefredakteur dieses großen Muskels, der "Kleine" genannt wird.

Es könnte nicht verwundern, hätte Patterer im Frühjahr mit der "News"-Chefredaktion oder einem anderen Magazinmacherjob in Wien kokettiert, als langsam ruchbar wurde, was den langjährigen Styria-Konzernboss Pirker als Nächstes treibt. Seither freilich hat Patterer in dermaßen vielen Interviews und Stories kundgetan, was er nicht alles mit der "Kleinen" vorhat, dass Pirker ihn wohl gar nicht fragen müsste, ob er will. Daran würden auch die doch recht fordernden, vielfach wegen technischer Hürden verschobenen Umstiege auf das Online-Redaktionssystem der "Presse" nichts ändern - Octopus soll es heißen und viele Arme erfordern, es für die "Kleine" zu bändigen.

Aber gewiss würde Pirker Patterer in diesen Tagen fragen, was er denn von "News" hält und nach dessen Chancen.

... über Fleischhacker ...

Patterer ist beileibe nicht der einzige Blattmacher, der Pirker aus seiner Styria-Zeit einfallen sollte. Einem gewissen Michael Fleischhacker überantwortete er zum Beispiel einst "Die Presse". Pirkers später recht radikale Ideen für das bürgerliche Wiener Traditionsblatt mochte Fleischhacker zwar erst aufgreifen, als Pirker schon weg war - und als Fleischhacker das tat, war er dann unter neuer, weit weniger wagemutiger Konzernführung rasch selbst Ex.

Aber diese beiden Rampenlöwen schätzen einander zu sehr in alter Freundschaft, als dass sie nicht recht regelmäßig zu vielen Themen Gespräche führten. Umso wahrscheinlicher, dass Pirker auch Fleischhacker fragt, was er denn von "News" hält und was man damit machen sollte.

Ebenso wahrscheinlich ist, dass Pirker das nicht als Jobangebot für die "News"-Chefredaktion deklarieren würde - vielleicht nicht einmal als Jobangebot für eine Art publizistischer Oberherausgeber über mehrere Magazine der News-Gruppe. Schließlich ist Fleischhacker gerade dabei, seine Definition der digitalen Medienzukunft in die Realität zu übersetzen. Montagabend etwa diskutiert er mit Beta-Testern, was man an NZZ.at womöglich vor dem Start noch verbessern kann.

Fleischhacker führt NZZ.at als Chefredakteur und Geschäftsführer, er hat dem auch noch recht neuen, aus Graz stammenden NZZ-Konzernchef Veit Dengler die Idee der digitalen Auslandsexpansion nahe gebracht, mit der Dengler nach dem Testmarkt Österreich wohl das vielfach größere und wirtschaftlich vielfach mehr versprechende Deutschland anpeilt. Wer würde an dieser Stelle schon zu "News" gehen? Und gar, wenn man gerade erst einen Abgesang auf gedruckte Medien zu Papier gebracht hat?

... und Nowak ...

Ein kluges, junges und gar nicht traditionelles Wochenblatt der "Presse" verantwortete freilich nicht Fleischhacker, sondern ein gewisser Rainer Nowak recht maßgeblich - die "Presse am Sonntag".

Daraus lässt sich der gar nicht gewagte Schluss ziehen, dass Pirker auch Nowak fragen könnte, was er denn aus "News" machen würde - oder man aus dem Heft machen sollte. Ebensowenig gewagt freilich wäre der Schluss, dass ein amtierender "Presse"-Chefredakteur aus solchen Fragen nicht ableitet, dass er "News"-Chefredakteur werden will. Soviel kann der Mutterkonzern gar nicht an seiner Wiener Zeitungsniederlassung sparen und fusionieren.

... bis Weissenberger

Wenn sich einer wie Pirker nun schon in seinem ehemaligen Konzern umsieht, dann könnte eine seinem Blick wohl nicht entgehen: Eva Weissenberger, vom "Falter" über den ORF nicht allzu lang, aber doch ziemlich rasch und ausgesprochen gut im nicht für jeden und jede gleich attraktiven Klagenfurt aufgeschlagen, immerhin als Chefredakteurin der auch nicht gerade kleinen "Kleinen Zeitung Kärnten".

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In der Verlagsgruppe News, so weit sich das von außen ersehen lässt, standen die Wetten zuletzt auf Weissenberger als neue "News"-Chefin, recht dicht dahinter Christian Rainer. Das muss freilich noch nichts heißen.

Denn Menschen berichten aus dem Inneren der Styria, Weissenberger habe Mitarbeitern glaubhaft abgewunken, als die ihre Chefredakteurin auf ein angebliches Angebot von News-Boss Pirker angesprochen haben. Und kann sich Christian Rainer in seinem langjährigen Job tatsächlich dermaßen langweilen, dass er eine so fordernde Aufgabe in Betracht zieht - ohne für Pirker kaum erfüllbare Bedingungen?

Weiter tippen

Vergangene Woche schien Pirker intern schon zu signalisieren: Der Wanderpokal "News" ist vergeben - den er wohl nie öffentlich so nennen würde. Mitte voriger Woche sollte diese Personalie schon intern kundgetan werden, sagen manche. Freitag jedenfalls sagte Pirker das Jour Fixe "Meet the CEO" ab. Das muss noch nichts bedeuten.

Mit dem Wanderpokal hätte Pirker, historisch jedenfalls, Fug und Recht: Der amtierende Chefredakteur Wolfgang Ainetter ist mit recht überschaubaren rund zweieinhalb Jahren schon längstdienender "News"-Blattmacher seit Gründer (und noch Gesellschafter) Wolfgang Fellner - und der verabschiedete sich vor rund elf Jahren von "News".

Seither gingen etwa - fern des Anspruchs auf Vollständigkeit - zu Werke: Werner Schima ("Österreich"), Wolfgang Maier (heute Radio Ö24), Andreas Weber ("Format") und Josef Votzi ("Kurier"), Atha Athanasiadis ("Österreich"), Peter Pelinka und Corinna Milborn (Puls 4), nun Wolfgang Ainetter.

Das deutet darauf hin, dass Chefwechsel alleine die Zukunft von "News" nicht bestimmen. Womöglich folgert so auch Pirker - was wiederum auf größere Änderungen nicht alleine an der Spitze von "News", sondern auch in der Mannschaft schließen ließe.

Wachter geht

Ein Gründungsmitglied von 1992 dürfte sich jedenfalls mit Ende dieses Jahres in die Pension verabschieden, heißt es in der Verlagsgruppe: Hubert Wachter, Urgestein der "News"-Innenpolitik. (fid, derStandard.at, 23.11.2014)