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Shakehands in Sotschi: Magnus Carlsen hat Viswanathan Anand erneut bezwungen.

Foto: ap/lebedev

Sotschi - Magnus Carlsen hat am Sonntag in Sotschi durch einen Sieg in der elften Partie seinen WM-Titel im Schach erfolgreich verteidigt. Der 23-Jährige bezwang in der vorletzten Begegnung nach knapp vier Stunden seinen Herausforderer Viswanathan Anand aus Indien und liegt damit uneinholbar mit 6,5:4,5 Punkten in Führung. Carlsen gewann insgesamt drei Partien, der 44-jährige Anand deren eine.

"Ich bin glücklich und erleichtert. Es war von Beginn an sehr hart. Ich wollte aber nicht noch eine Begegnung haben", sagte Carlsen, der am Sonntag seinen Kontrahenten nach knapp vier Stunden niederrang: "Es war viel schwieriger in diesem Jahr. Anand hat diesmal viel besser gespielt." Der unterlegene Anand meinte: "Ich habe etwas riskiert - und bin dafür bestraft worden. Es war enger als im letzten Jahr, aber am Ende muss ich zugeben, dass er besser gespielt hat als ich."

Im Vorjahr hatte Carlsen den damaligen Titelträger Anand in dessen Heimat Chennai entthront und als zweitjüngster Spieler der Schachgeschichte den WM-Titel gewonnen. Das jetzige Duell in der russischen Olympiastadt Sotschi hatte am 8. November begonnen und war auf zwölf Begegnungen angesetzt.

Der österreichische Schachgroßmeister Markus Ragger analysiert.
Österreichischer Schachbund

Die Titelverteidigung war ein hartes Stück Arbeit. Im Gegensatz zum Vorjahr zeigte sich Carlsen angreifbar, Anand hingegen deutlich verbessert und fast perfekt vorbereitet. Zunächst lief das Duell wie von vielen Experten vorhergesagt. Carlsen gewann bereits die zweite Begegnung, doch Anand erholte sich schnell und glich bereits in der dritten Partie aus. Die Vorentscheidung fiel in der sechsten Begegnung, die aufgrund ihrer Dramatik noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Fast hätte sich Carlsen selbst um alle Chancen gebracht, letztendlich gelang ihm aber die Vorentscheidung. Mit dem 26. Zug machte der 23-Jährige einen schweren Fehler, der ihm mit ziemlicher Sicherheit eine Niederlage eingebracht hätte. Doch sein 21 Jahre älterer Herausforderer sah den verheerenden Patzer zu spät und verlor.

Euphorie in Norwegen

In Carlsens Heimat löste der erneute Titelgewinn Freude und Erleichterung aus. Die Live-Übertragungen der WM durch das staatliche Fernsehen NRK erreichten teilweise Einschaltquoten von 30 Prozent. Die Berichterstattung in den Medien beleuchtete jeden noch so kleinen Randaspekt des Duells.

Carlsen ist in seiner Heimat ein Superstar und gilt als einer der prominentesten Personen des Landes. Pünktlich zum Start der WM erschien dort sogar ein Donald-Duck-Heft, in dem ein Alter Ego von Carlsen gegen Donald Duck Schach spielt.

Interesse in Sotschi begrenzt

Im Gegensatz zur Schachbegeisterung in Carlsens Heimat stand die triste Kulisse im ehemaligen olympischen Medienzentrum. Nur eine Handvoll Zuschauer verlor sich auf den Besucherrängen, die meiste Zeit herrschte gähnende Leere. Der ehemalige Weltmeister Garri Kasparow sprach von einer "Schande".

Bereits im Vorfeld hatte es Diskussionen um den Austragungsort gegeben. Carlsen hatte erst wenige Stunden vor dem Ende einer Frist den WM-Vertrag unterschrieben. Die politische Lage und die Reduzierung des Preisgelds im Vergleich zum Vorjahr hatten ihn lange zögern lassen. (sid, 23.11.2014)

11. Partie (Spanische Partie):

Weiß: Magnus Carlsen (NOR) - Schwarz: Viswanathan Anand (IND) 1:0

1.e4 e5; 2.Sf3 Sc6; 3.Lb5 Sf6; 4.0-0 Sxe4; 5.d4 Sd6; 6.Lxc6 dxc6; 7.dxe5 Sf5; 8.Dxd8+ Kxd8; 9.h3 Ld7; 10.Sc3 h6; 11.b3 Kc8; 12.Lb2 c5; 13.Tad1 b6; 14.Tfe1 Le6; 15.Sd5 g5; 16.c4 Kb7; 17.Kh2 a5; 18.a4 Se7; 19.g4 Sg6; 20.Kg3 Le7; 21.Sd2 Thd8; 22.Se4 Lf8; 23.Sef6 b5; 24.Lc3 bxa4; 25.bxa4 Kc6; 26.Kf3 Tdb8; 27.Ke4 Tb4; 28.Lxb4 cxb4; 29.Sh5 Kb7; 30.f4 gxf4; 31.Shxf4 Sxf4; 32.Sxf4 Lxc4; 33.Td7 Ta6; 34.Sd5 Tc6; 35.Txf7 Lc5; 36.Txc7+ Txc7; 37.Sxc7 Kc6; 38.Sb5 Lxb5; 39.axb5+ Kxb5; 40.e6 b3; 41.Kd3 Le7; 42.h4 a4; 43.g5 hxg5; 44.hxg5 a3; 45.Kc3 1-0

Endstand: Carlsen - Anand 6,5:4,5