Bild nicht mehr verfügbar.

Der Industrieanteil an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung ist laut Wifo-Chef Aiginger größer und stabiler als in den meisten europäischen Ländern.

Foto: Reuters/Heinz-Peter Bader

Wien - Österreich sei eines der wettbewerbsstärksten Länder Europas, so Wifo-Chef Karl Aiginger bei der AK/ÖGB-Veranstaltung "Industriestandort Österreich - Wie geht es weiter?" Langfristig erfolgreich könne man aber nur bleiben, wenn Innovation und Bildung ganz oben auf der Agenda liegen würden. Bei Baugenehmigungen (neun Bauordnungen) und Neugründungen liege Österreich etwa aktuell "weit zurück".

Auch sonst ortete Aiginger Licht und Schatten in der Standortqualität. Wichtig für Österreich sei auch ein "Wiedererwecken des Interesses am Industriesektor", zudem brauche es neue Kriterien "für eine neue systemische Industriepolitik", um Versäumnisse im internationalen Vergleich zu vermeiden, so Aiginger.

Anreiz für Erreichung der Klimaziele

In der Klimaziel-Debatte kann die Industrie laut Aiginger nicht nur auf bereits Erreichtes verweisen. Sie müsse weiter Emissionen einsparen, wenn die Klimaziele erreicht werden sollten. Als Anreiz biete sich eine im EU-Rat beschlossene an, die noch umgesetzt gehört: Wer besonders effizient ist, soll "belohnt" werden.

Dass die Industrie besonders bedeutsam ist, zeigt folgende Ausführung Aigingers: Der Industrieanteil an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung sei größer und stabiler als in den meisten europäischen Ländern. Trotz der stark gestiegenen Produktivität sei die Industrie noch immer für 15 Prozent der Arbeitsplätze direkt und für gut doppelt so viele indirekt verantwortlich. Die Arbeitsplätze seien gut bezahlt, böten einen hohen Anteil an Vollzeitbeschäftigung. "Die Industrie hat einen großen Beitrag geleistet, das traditionelle Leistungsbilanzdefizit Österreichs in einen stabilen Leistungsbilanzüberschuss - von etwa 2,5 Prozent des BIP - zu verwandeln", so Aiginger.

Abstieg beim Innovationsranking

Aktuell gehe es aber schon darum, "die Produktivität zu steigern, das heißt nicht primär die Kosten zu senken". Zudem müsse in die Determinanten investiert werden, die die Konkurrenzfähigkeit eines Spitzenlandes definieren - "Innovation, Spitzenuniversitäten, Forschungszentralen". Auch müsse in den "neuen dynamischen Märkten Asiens, Afrikas, Südeuropas mit Technik, Qualität und Konsumentennutzen zu punkten" versucht werden, so Aiginger.

Der Wirtschaftswissenschafter bedauerte, dass Österreich im internationalen Innovationsranking vom sechsten auf den zehnten Platz zurückgefallen ist. Zudem sehe die mittelfristige Budgetplanung keine Ausgaben oder Anreize für Firmen vor, das in den vergangenen drei Jahren selbstgesteckte Forschungsziel von 3,76 Prozent für 2020 erreichen zu wollen. Die Forschungsangaben stagnierten bei 2,8 Prozent nach dem Anstieg auf diesen Wert. Eine technologische Frontposition liege in weiter Ferne, obwohl österreichische Hersteller heute in rund 30 Produktklassen zu den Weltmarktführern zählten und in rund 130 Produktklassen noch immer zu den Top-3-Exporteuren weltweit gehörten. (APA, 24.11.2014)