Noch vor einer Woche sagte der Pentagonchef zum amerikanischen Paradeinterviewer Charlie Rose: "Ich erwache nicht jeden Morgen und mache mir gleich Sorgen um meinen Job." Da war in Washington, entgegen Chuck Hagels Beteuerungen, schon ruchbar, dass seine Tage als US-Verteidigungsminister gezählt sind. Von Auseinandersetzungen mit der Nationalen Sicherheitsberaterin Susan Rice über die Syrien-Strategie war die Rede, von einem blassen Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit, von reaktiver und nicht aktiver Führung im Pentagon.

In der Tat hatte Hagel, dessen Verbindung zu Barack Obama aus der gemeinsamen Gegnerschaft gegenüber George W. Bushs Irakkrieg erwuchs, bereits einen miesen Start als Minister. Durch den Senat kam er nur knapp. Die Kampagne gegen den zuletzt einzigen Republikaner im Team des Präsidenten skizzierte ihn unter anderem als Frauen- und Schwulenfeind, Antizionisten, Iran-Versteher und Kuba-Kuschler. Dennoch hatte Obama den alten Haudegen vorgeschlagen. Er sollte die Irak- und Afghanistan-Engagements zurückfahren und den Militärs erklären, dass Rüstungsbäume nicht in den Himmel wachsen dürften.

Beides hat Hagel abgewickelt. Große Leidenschaft und Führungsstärke hat er dabei nicht erkennen lassen - bis auf ein Mal: Im August widersprach er Präsident Obama offen und erklärte, die Bedrohung der US-Interessen durch die Terrormiliz IS sei groß. Jetzt heißt es: Hagel, abtreten! (Christoph Prantner, DER STANDARD, 25.11.2014)