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Papst Franziskus bei seiner Ankunft in Straßburg am Dienstag.

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Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mit Papst Franziskus, Parlamentspräsident Martin Schulz, dem scheidenden Ratspräsidenten Herman van Rompuy und dem italienischen Premierminister Matteo Renzi (von links nach rechts).

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Papst Franziskus hat am Dienstag in Straßburg vor dem Europaparlament und anschließend vor dem Europarat gesprochen. Im EU-Parlament hat er appelliert, die Menschenwürde wieder ins Zentrum der europäischen Politik zu rücken. Europa laufe Gefahr, "seine Seele zu verlieren", warnte er. "Es bestehen noch immer zu viele Situationen, wo Menschen wie Objekte behandelt werden", sagte das Kirchenoberhaupt am Dienstag in seiner Rede vor den Abgeordneten in Straßburg.

"Ich meine, dass es äußerst wichtig ist, eine Kultur der Menschenrechte zu vertiefen", sagte der Papst. Er ermutige die EU überdies, zu den festen Überzeugungen der Gründungsväter zurückzukehren und Teilungen zu überwinden. Im Mittelpunkt sei das Vertrauen auf den Menschen – als einen mit transzendenter Würde begabten – gestanden.

"Müdigkeit und Alterung"

Durch die Wirtschaftskrise sei die Einsamkeit von Alten und Jugendlichen verschärft worden. Mit der EU-Erweiterung sei das Misstrauen gegenüber den EU-Institutionen verstärkt worden. "Von mehreren Perspektiven aus gewinnt man den Eindruck von Müdigkeit und Alterung", sagte er in Hinblick auf den Zustand Europas.

Franziskus hat auch zu einer gemeinsamen Antwort auf die Flüchtlingskrise im Mittelmeer aufgerufen. Die EU-Staaten müssten mehr tun, um den tausenden Menschen aus Afrika zu helfen, die ihr Leben riskierten, sagte er. "Man kann nicht hinnehmen, dass das Mittelmeer zu einem großen Friedhof wird." Die Flüchtlinge bräuchten Hilfe und müssten aufgenommen werden.

Wirtschaftliche Interessen dürfen nicht im Zentrum stehen

Europa müsse mehr für die Schaffung menschenwürdiger Jobs tun. Die Politik dürfe nicht zulassen, dass die Ideale, die den Kontinent geprägt hätten, durch die Bürokratie von Institutionen erstickt werde. Nicht allein wirtschaftliche Interessen dürften im Mittelpunkt stehen.

Der Papst kritisierte zudem ein vorherrschendes Vakuum im Westen. "Es ist gerade die Gottvergessenheit und nicht seine Verherrlichung, die Gewalt erzeugt", sagte er. Europa sei eine Völkerfamilie, die durch Einheit und Verschiedenheit verbunden sei. Die EU müsse sich auf ihre Grundprinzipien von Solidarität und Subsidiarität besinnen. Dabei bezeichnete der Papst eine geeinte Familie als Fundament der Gesellschaft. "Ohne diese Festigkeit baut man letztlich auf Sand." In der Arbeitswelt sei ein angemessener sozialer Kontext notwendig, der nicht auf Ausbeutung beruhe.

Rein europapolitischer Besuch

Bei der Straßburg-Visite von Franziskus handelt es sich nicht um einen pastoralen, sondern um einen rein europapolitischen Besuch. Begegnungen mit Straßburgern oder ein Besuch des Münsters sind nicht vorgesehen. Der Papst wird Frankreich im kommenden Jahr besuchen. Zuletzt hatte mit Johannes Paul II. vor 26 Jahren ein Papst Straßburg besucht. (APA, 25.11.2014)