Als Österreicher haben wir auf die harte Tour gelernt, neue Trinkmoden von der amerikanischen Westküste besser nicht ungeschaut zu übernehmen - zu nachhaltig war das Schädelweh, das wir uns vor ein paar Jahrzehnten mit dem Nachäffen niedergeholzter Chardonnays und rotmarmeladiger Alkoholleichen neuweltlichen Stils eingehandelt haben. So etwas passiert einem eben als eher junges Qualitätsweinland.

Beim neuen Trend hingegen dürfen wir uns ruhig verirren - da kann keine Traditionsbranche in modischen Wahn verfallen. Konkret geht es um Sake, den geschmeidigen Reiswein, den sie in Japan mit viel Tamtam und Kultur bis zur Besinnungslosigkeit zelebrieren - der dem auf Aroma getrimmten Westgaumen aber nur mit viel gutem Zureden als edler Genuss nahezubringen ist.

Trend zu kleineren Brauereien

Nun hat sich zwischen San Diego und San Francisco in den vergangenen Jahren der Trend entwickelt, auch bei Sake auf Erzeugnisse von kleinen Brauereien zu fokussieren, wo teils nach uralten Methoden gearbeitet wird, wo Reiswein jahre- und jahrzehntelang lagert und unfiltriert, unpasteurisiert, unverfälscht ganz eigentümliche Geschmackstiefe erlangt.

Dieser Junmai oder auch Raw Sake aus handwerklicher Kleinstproduktion ist dank des mutigen Naturwein-Importeurs Florian Ehn ("Raw Selections") auch bei uns zu haben. Was soll man sagen: Jahrgangssake hat in dieser Form eine ganz andere, dem europäischen Gaumen viel zugänglichere (und anspruchsvolle Speisefolgen grandios konturierende) Dimension.

Wer das einmal probieren möchte, wird in Klaus Pibers Yohm am Petersplatz fündig. Nicht zufällig ist der auch in den Staaten sozialisierte Gastronom der Erste im Lande, der diesen Trend erkannt hat. Nur so viel: Sake wird ab dann ganz anders schmecken! Und: Abseits von Sushi lässt sich im Yohm derzeit beachtlich gut essen. (Severin Corti, DER STANDARD, 25./26.10.2014)