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Eva Dichand ("Heute") streitet mit der APA.

Foto: APA/AHVV Verlags GmbH

Wien - Eva Dichand war nach dem Gespräch mit dem APA-Chef sichtlich aufgebracht: "Weiss nicht ob Nötigung oder Erpressung besser passt", twitterte sie am Montag. Denn: Die Nachrichtenagentur im Besitz des ORF und der meisten österreichischen Zeitungen hat ihre Tarife geändert.

Im sogenannten Basisdienst liefert die APA aktuelle, von der Redaktion verfasste oder bearbeitete Nachrichten. Traditionell sind Zeitungen und ORF ihre Hauptkunden aus dem Mediensektor. Diese Blätter und Sender erweiterten ihr Angebot um Onlineplattformen, die zumindest ebenso intensiv den APA-Basisdienst nutzen. Diese zusätzliche Nutzung verrechnet die Agentur zusätzlich - aber eben als Zusatzangebot zu einem stark rabattierten Preis.

Diesen stark rabattierten Onlinetarif bezahlt auch "Heute" für sein Internetportal; für die gedruckte Gratiszeitung verzichtet "Heute" bisher auf die APA (und den etwa siebenmal höheren Printtarif). Diese Lücke in den Tarifen schloss der APA-Vorstand nun: Nur für die Kombination von Print und Online gibt es künftig den günstigeren Onlinetarif.

"Schlichtweg falsch" und "reichlich strange"

Eva Dichand bezeichnet die vom STANDARD gewählte Beschreibung als "Lücke" als "schlichtweg falsch". Sie verweist dazu auf eine Stellungnahme von Christof Hinterplattner, der sich gerade nach einigen Jahren als Geschäftsführer von heute.at verabschiedet.

Von einer Lücke oder künftig nur noch in Kombination mit Print möglichem Onlinetarif war bei Vertragsabschluss 2011 und im laufenden Vertrag keine Rede, betont Hinterplattner: "Vielmehr argumentierte APA damals, sie orientiere sich an den Bedürfnissen der stark wachsenden Online-Redaktionen und will diesen die APA mit speziellen Produkten schmachkhaft machen - im Wissen um erst im Aufbau befindliche digitale Geschäftsmodelle gebe es daher neue Stufentarife die linear zum Wachstum der Digitalmedien für die APA massiv besser werden würden. Ich kann mich an intensive Bemühungen der APA Key-Account Manager erinnern, die uns diesen Dienst in eben dieser Form regelrecht hofiert haben. Umso mehr finden wir die Offenbarung, es gäbe jetzt nur mehr ein Kuppelprodukt zu einer 'Primärmedien-Nutzung' doch reichlich strange."

Siebenmal mehr ohne Kombi

Nun hat die APA ihr Tarifmodell geändert, nun geht es um einen neuen Vertrag. "Es wurde uns mitgeteilt, dass wir den digitalen Basisdienst, den wir beziehen, in Zukunft nicht mehr erhalten würden", erklärt Dichand auf STANDARD-Anfrage. "Wir müssten, um den Basisdienst digital zu erhalten, auch den Basisdienst Print für zusätzliche 54.000 Euro, das heißt jährlich 650.000 Euro an zusätzlichen Kosten, dazunehmen. Das hieße eine Erhöhung des derzeitigen Tarifs um das Siebenfache."

Herausgeberin Dichand, deren Stiftung die "Heute"-Mehrheit gehört, verlangt nun von der APA eine "andere, vertretbare Lösung – ansonsten werden wir eine Kartellklage einbringen". Sie spricht von einer "Preisgestaltung, die einzelne Marktteilnehmer ausschließt", was gegen Kartell- und Wettbewerbsrecht verstoße.

"Mit 2,5 Millionen Bilanzgewinn (2013) würden Heute journalistische Kosten natürlich belasten", twitterte dazu der frühere Werbeagenturchef Max Palla trocken.

APA-Geschäftsführer Peter Kropsch erklärt: "Unsere Kunden können natürlich den Basisdienst auch nur für den Digital-Dienst beziehen, nur nicht mehr zu den bisherigen Konditionen."

Konkurrenzagentur

Am Abend nach dem Gespräch mit Kropsch twitterte Eva Dichand um 20.22 Uhr: "Anderen dürfte APA auch zu teuer geworden sein. Planen mit anderen Medienunternehmen eigenen Basisdienst. Bitte bei Interesse melden!"

Saß sie da gerade mit ihrem Mann beim Abendessen, dem Herausgeber, Chefredakteur und Erbenvertreter der "Kronen Zeitung"? Und zählt die "Krone" zu diesen anderen Medienunternehmen, mit denen Eva Dichand einen APA-Konkurrenzdienst überlegt?

Die "Krone" verzichtet seit ihrer Wiedergründung 1959 auf den APA-Basisdienst, krone.at aber nutzt ihn. Vorerst betrifft sie die Tarifänderung nicht, heißt es in der Muthgasse. Der Fixpreisvertrag laufe noch zwei, drei Jahre. Und im Grunde, heißt es dort, könnte man auch auf die APA verzichten. Hintergrund wohl: Früher diente der ORF-Teletext als APA-Ersatz, heute Onlinedienste von "ORF On" bis "Drudge Report".

Die Angebote zur Zusammenarbeit in einem "eigenen Basisdienst Digital" kamen von Privatsendern und "anderen Digitalmedien", erklärt Dichand auf Anfrage. Auf einen Rückruf des "Krone"-Managers Gerhard Riedler zu einer Konkurrenzagentur wartete sie Dienstagnachmittag noch. (fid, DER STANDARD, 26.11.2014)