Wien – Kathrin Nachbaur bleibt vorerst Klubobfrau des Teams Stronach im Parlament. Das ergab eine dreieinhalb Stunden lang andauernde Krisensitzung am Dienstagnachmittag. Zur Disposition stand Nachbaur für einen Teil des Klubs, weil sie neben dem Parteivizevorsitz auch ihre Mitgliedschaft bei der Bundespartei aufgekündigt hatte. Zu der Sitzung wurde eigens Parteigründer Frank Stronach aus Kanada zugeschaltet. Das Ergebnis ist ein Kompromiss: Nachbaur bleibt bis zur Geburt ihres Kindes Klubobfrau und wird die Funktion dann an Waltraud Dietrich, die bisher schon als geschäftsführende Klubobfrau agiert, übergeben. Nachbaur: "Ich bin stolzes Mitglied im Team Stronach Steiermark und stehe zu den Werten."

Video: Kathrin Nachbaur verkündet ihre Entscheidung.
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Der Tag der Entscheidungsfindung im Rückblick

Normalerweise der Wahrheit, der Transparenz, der Fairness verpflichtet, nimmt es das Team Stronach am Dienstag mit seinen postulierten Werten bei sich selbst nicht so genau. Hinter dem Parlament, im Headquarter der politischen "Bewegung" des austrokanadischen Milliardärs, steht um 13.30 Uhr die nächste Abstimmung über Klubchefin Kathrin Nachbaur an. Doch trotz Kälte, Wind und Regen müssen die Medienleute frierend vor dem verschlossenen Holztor des Gebäudes ausharren.

Kein starker Mann

Nur der einst von Stronach abgesägte Klubobmann Robert Lugar tritt kurz vor die meterhohen Flügeltüren, um zu erklären, was es drinnen für das Team zu klären gilt: "Wir wollen eine Einigung, mit der alle leben können." Frank Stronach sei zudem aus Kanada zugeschaltet – und er bestehe darauf, dass sich das Team zu seiner Politik und damit zu seinen Werten bekennt.

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Ob er selbst wieder Klubchef werden wolle? Lugar dazu unfreiwillig komisch: "Ich bin kein starker Mann!" Gerade einen solchen, sagt man dem Geldgeber nach, will er jetzt aber schleunigst als neuen Statthalter installieren.

Zur Disposition

Denn Nachbaur, gerade erst vergangene Woche von ihrem Klub und unter Anwesenheit des Parteigründers einstimmig bestätigt, steht zur Disposition, seit publik wurde, dass sie der elfköpfigen Mannschaft im Parlament dabei verschwiegen hat, dass sie Stronach neben dem Vizevorsitz auch gleich die Mitgliedschaft in der Bundespartei aufgekündigt hat.

Noch-Klubobfrau Nachbaur bleibt bis zur Geburt ihres Kindes, dann übernimmt ihre ohnehin schon geschäftsführende Kollegin Waltraud Dietrich.
Foto: Cremer

Dreieinhalb Stunden ringt das Team dann, um ein konstruktives Ergebnis zu verkünden, das so lautet: Nachbaur bleibt vorerst Klubobfrau – bis sie sich nach der Geburt ihres Kindes im März der Mutterschaft widmet. Dann soll die derzeit geschäftsführende Klubobfrau Waltraud Dietrich übernehmen, Nachbaur selbst will später als Wirtschaftssprecherin weitermachen.

Bei der Pressekonferenz steht der gesamte Klub demonstrativ applaudierend hinter Nachbaur, obwohl ein Teil rund um Lugar kurz zuvor noch gemeint hat: "Ausräumen kann man die Sache nicht, der Schaden wird bleiben." Dennoch versichert Nachbaur, dass sie zu den Werten stehe und weiterhin "stolzes Mitglied im Team Stronach" sei – und zwar in der steirischen Landesgruppe.

So sieht die neue Geschlossenheit im Team Stronach aus.
Foto: Matthias Cremer

Zu dem Zerwürfnis mit Stronach erklärt Nachbaur nur, dass sie mit den Kollegen daran arbeiten möchte, "das Konstrukt zu verbessern".

Sehr belastend

Doch auch die Fairness bleibt auf der Strecke, beklagt man im Team. Schon am Morgen wurde offenbar von Parteifreunden über den "Kurier" ventiliert, dass Nachbaur einen goldenen Handshake angestrebt habe, weil ihr Stronach die Gage für die Funktion als Vize-Präsidentin in seinem Firmenimperium gestrichen hat. Angeblich soll sie ihm den Ausstieg aus der Politik für 900.000 Euro offeriert haben.

Auf STANDARD-Anfrage sagte Nachbaur: "Mein Anwalt rät mir, zu so einem Blödsinn gar nichts zusagen". Bei der Pressekonferenz am Abend stellte sie klar, dass diese Aussagen jeglicher Grundlage entbehren. Sie sei über die mediale Berichterstattung seit Ausbruch der neuesten Krise schockiert gewesen – und das Ganze habe sie sehr belastet. (Katrin Burgstaller, Peter Mayr, Nina Weißensteiner, DER STANDARD, 26.11.2014)