Ariel Kalma – An Evolutionary Music (RVNG).

cover: rvng

Ariel Kalma hat im Laufe seiner Karriere zwar mit so unterschiedlichen Leuten wie Jazzgitarrengott Baden Powell oder Progressive-Rock- und Experimental-Musiker Richard Pinhas von der legendären französischen 1970er-Jahre-Band Heldon zu tun gehabt. Und auch mit dem belgisch-italienischen Chansonsänger Salvatore Adamo, der 1968 den Super-Hit Es geht eine Träne auf Reisen in die Musikgeschichte rammte, hat sich Ariel Kalma schon beschäftigt. Aber bis dato ist das Soloschaffen des in Frankreich geborenen Kalma, der ein Faible für Weltmusik und speziell auch für den indischen Subkontinent hat, außerhalb von New-Age- und Esoterikzirkeln ziemlich unbeachtet geblieben.

Das mag mit den kleinen Privatauflagen zu tun haben, die in dieser Szene zumindest noch in den 1970er-Jahren gängig waren, bevor schließlich sogar Ikea bunte Wohlfühlsteine und Duftkerzen im Angebot hatte. Zum anderen war Ariel Kalma immer stilistisch zu sprunghaft. In den 1970er-Jahren hing er in New York mit Leuten wie Jazzer Don Cherry ebenso ab wie mit dem Minimal-Music-Komponisten Terry Riley.

Yoga und Revolution

Die nun vom New Yorker Label RVNG geborgenen Schätze auf der Kompilation An Evolutionary Music (Original Recordings: 1972–1979) handelt genau davon: Dies hier ist speziell auch als musikalischer Entwicklungsroman zu lesen. Ausgehend von Experimenten mit Tonbandmaschinen beschäftigte sich Alma als gelernter Saxofonist mit diversen östlichen Kulturen und erwarb sich Spielkenntnisse auf unzähligen Blas- und Tasteninstrumenten. Neben meditativen Drones und Experimenten mit Spoken Word und Ausflügen in den freien Jazz hört man hier sehr einnehmende und manchmal auch etwas unheimlich wirkende Drones und Meditationen, die sich zum Beispiel Ecstasy Musical Mind Yoga nennen.

Yogini Breath beschäftigt sich sehr hübsch mit Atemtechnik, dem Klang der sich auf dem Strand brechenden Flut, auch Glocken erklingen. Dazu gesellen sich ein klickender Drumcomputer und ein brummiger Bass. Alles kündet von einer tatsächlich freien, gesellschaftlichen Sprengstoff beinhaltenden Musik. (Christian Schachinger, Rondo, DER STANDARD, 28.11.2014)