Genf - Mit Hilfe der Spende einer anonymen Mäzenin will das Kunstmuseum Bern zügig den Wert und die Herkunft der vom Kunsthändlersohn Cornelius Gurlitt geerbten Kunststücke ermitteln. "Die finanziellen Mittel sind da", sagte der Stiftungsratspräsident des Museums, Christoph Schäublin, dem "Tages Anzeiger" vom Mittwoch. Das Museum hatte bei Erbantritt zugesichert, alle geraubten Kunstwerke zurückzugeben.

Bei der Spenderin handle es sich um "eine Freundin des Hauses, die uns schon bei anderen Gelegenheiten unterstützt hat", sagte Schäublin. Einem Sprecher des Museums zufolge handelt es sich bei der Spende um einen siebenstelligen Betrag, also um mindestens eine Million Franken (rund 800.000 Euro). Von dem Geld sollen Stellen finanziert werden, um die Provenienz der rund 1.500 Werke aus Gurlitts Sammlung zu erforschen.

Der im Mai 81-jährig gestorbene Cornelius Gurlitt hatte seine aus dem Erbe seines Vaters stammende Gemäldesammlung dem Kunstmuseum Bern vermacht. Die Kunstsammlung steht zu einem großen Teil unter Raubkunstverdacht, weil Gurlitts 1956 gestorbener Vater Hildebrand sie überwiegend während der NS-Zeit zusammenstellte.

Nachdem die deutschen Behörden auf der Internetseite lostart.de bereits 499 mutmaßlich geraubte Kunstwerke aus der Sammlung inseriert haben, will das Berner Museum noch in der laufenden Woche eine vollständige Auflistung der Erbstücke veröffentlichen. Museumsdirektor Matthias Frehner äußerte sich im "Tages Anzeiger" auch zum kunsthistorischen Wert des Erbes, um den es viele Spekulationen gegeben hatte. "Die Sammlung ist überwältigend", sagte Frehner. "Sie ist zwar nicht hoch bedeutend, aber sie enthält einige Glanzstücke der klassischen Moderne." (APA, 26.11.2014)