Bürgermeister Heinz Schaden legte am Mittwoch beim wieder hergestellten Mahnmal einen Kranz der Stadt Salzburg nieder.

Stadt Salzburg/Wild

Salzburg - Es war ein Schock für viele in Salzburg: In der Nacht auf den 14. Mai wurde das Mahnmal für von den Nationalsozialisten ermordete behinderte oder psychisch erkrankte Menschen aus Salzburg zerstört. Die symbolisch mit Asche gefüllte Glasstele wurde vermutlich mit einer Spitzhacke demoliert - und das mitten im Salzburger Kurgarten, keine zehn Schritte neben dem Schloss Mirabell, dem Sitz der Stadtregierung.

Es gibt keine Zeugen, keine Hinweise, nur einen offensichtlichen Zusammenhang mit anderen politisch motivierten Straftaten: Die Attacke auf das Euthanasie-Mahnmal war der Höhepunkt einer bis heute andauernden Serie von Schmieraktionen und Vandalenakten gegen antifaschistische Denkmäler, die Synagoge und gegen rund 70 der knapp 260 in Salzburg verlegten Stolpersteine.

Rechtsradikale Täter

Die Exekutive musste für den mangelnden Fahndungserfolg in diesem Zusammenhang immer wieder harsche Kritik einstecken. Außer zwei jungen Männern, die wegen Schmieraktionen demnächst vor Gericht stehen werden, konnte die Polizei bis dato keinen der Täter ausforschen.

Ihr Ziel, das Denkmal nachhaltig zu beschädigen, haben die aller Wahrscheinlichkeit nach rechtsradikalen Täter jedenfalls nicht erreicht. Im Gegenteil: Das Mahnmal ist seither in der Öffentlichkeit präsenter als in den Jahren seit der Einweihung 1991. Und es wurde von der Stadt Salzburg nicht nur einfach repariert, sondern gemeinsam mit dem Künstler Otto Saxinger auch ergänzt und neu gestaltet.

325 Namen von Opfern

Neben den Jahreszahlen 1941 - allein in diesem Jahr wurden rund 250 Menschen aus der Salzburger "Landesanstalt für Geistes- und Gemütskranke" zur Ermordung in die Tötungsanstalt Hartheim deportiert - und dem Errichtungsjahr 1991 ist nun auch das Jahr der Zerstörung und Wiedererrichtung 2014 am Denkmal zu lesen. Am Sockel wurden 325 Namen von bisher bekannten Salzburger Euthanasieopfern angeführt.

Beim Festakt zur Wiederenthüllung am Mittwoch demonstrierte die Stadt Salzburg jedenfalls Geschlossenheit: Neben den Spitzen aller Stadtparteien waren auch die Rektoren der Hochschulen und Universitäten sowie die Führung von Polizei und Bundesheer anwesend. Die Landespolitik blieb der Veranstaltung fern.

"Wir halten dagegen"

Für die Stadt betonte der Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ), dass man die Serie von "widerlichen Anschlägen" nicht hinnehmen werde. Es gebe leider eine aktive rechte Szene, "wir halten dagegen, so gut wir können." (Video der Stadt Salzburg)

In seiner Gedenkrede spannte der Historiker Florian Schwanninger vom Lehr- und Gedenkort Schloss Hartheim den Bogen von der Geschichte der Euthanasie - eines Euphemismus der Nazis, bedeutet der aus dem griechischen kommende Begriff doch so viel wie "schöner Tod" - bis in die Zweite Republik: "Den Opfern der Zwangssterilisation sowie den Hinterbliebenen der Opfer der NS-Euthanasie wurde über Jahrzehnte die gesetzliche Anerkennung vorenthalten." Erst 1995 - viel zu spät für die meisten - sei das Opferfürsorgegesetz entsprechend geändert worden. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, 27.11.2014)