Die Bausparkredite müssen für Finanzierungen rund um das Dach über den Kopf eingesetzt werden und kommen damit insbesondere der Bauwirtschaft zugute.

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Wien - Weiterhin sehen die Österreicher einen Bausparvertrag als sicheres Basisinvestment an, zeigen die Zahlen der vier Bausparinstitute, start.bausparkassen (Volksbanken), S-Bausparkasse, Wüstenrot und Raiffeisen Bausparkasse . Manfred Url, Generaldirektor der Raiffeisen Bausparkasse und derzeitiger Vorsitzender des Arbeitsforums Österreichische Bausparkassen (AÖB): "Wir sind mit der Geschäftsentwicklung der Bausparkassen insgesamt sehr zufrieden".

Und dies, obwohl das derzeitige Finanzumfeld Bausparen nicht gerade begünstigt. Der Sparer bekommt nur wenig Zinsen auf sein Guthaben und wegen der niedrigen Zinsen sind Kredite außerhalb des Bausparsektors billig wie schon lange nicht. Außerdem wurde die Bausparprämie erst vor zwei Jahren gekürzt. Im derzeitigen Umfeld bedeutet dies eine Prämie von 18 Euro. Dadurch wurden die staatlichen Aufwendungen fürs Bausparen aus Spargründen auf rund 53 Millionen Euro im Jahr in etwa halbiert.

Etwas weniger Neuabschlüsse

Warum dieses Umfeld dem Bausparen nur wenig anhaben konnte? "Die Menschen wollen weiterhin monatlich etwas zur Seite legen", so Url zur Planbarkeit. Doch wurden in diesem Umfeld weniger Neuabschlüsse getätigt - und zwar in den ersten drei Quartalen mit 616.027 um 3,67 Prozent weniger als in Vorjahresquartalen. Dies hänge jedoch auch damit zusammen, wie viele Verträge gerade abreifen. Insgesamt gibt es 5,3 Millionen Bausparkunden.

Auch wenn die Prämie zusammengestrichen wurde, kommt ihr doch eine wichtige Funktion zu bei der Treue der heimischen Sparer zu: Über den sechsjährigen Vertrag erhöht der jährliche staatliche Zuschuss die Rendite um 0,6 Prozentpunkte. So kommt man auch in der aktuellen Niedrigzinsphase auf immer noch über ein Prozent Rendite; und dies bei einer Guthabenverzinsung von beispielsweise aktuell 0,5 Prozent bei der Raiffeisen Bausparkasse.

Überall niedrige Zinsen

Zum Vergleich: Bei täglich fälligen Sparbüchern kann der Zinssatz bei 0,125 Prozent liegen, so etwa bei der Erste Bank. Bei Bundesschatzscheinen erhält man bei fünfjähriger Bindung derzeit magere 0,35 Prozent.

Es ist die variable Verzinsung im österreichischen Bausparwesen, weshalb die Sparform relativ unbeschadet durch die aktuelle Niedrigzinsphase kommt. In Deutschland ist dies anders. Dort wird traditionellerweise auf Fixzinsen gesetzt - weshalb die deutschen Institute hoch verzinste und damit besonders teure Altverträge einfach kündigten - der mediale Aufschrei war enorm. In Österreich, sagt Url, komme eine Kündigung des Sparvertrages nur in äußerst seltenen Fällen vor.

"Auf der Sparseite sind wir gut im Plan" sagt Url. Die Jahresziele werde man erreichen. Das Sparvolumen der vier Institute erhöhte sich bis zum 30. September verglichen zu den drei Vorjahresquartalen um 1,34 Prozent auf 20,68 Milliarden Euro.

Während in Deutschland zu beobachten ist, dass angesichts niedriger Kreditzinsen immer weniger Bausparer ein Darlehen abrufen, ist dies in Österreich nicht zu bemerken. Hier ist die Finanzierungsleistung, also die Nachfrage nach Krediten, sogar gestiegen, und zwar um fast sechs Prozent auf 1,78 Milliarden Euro.

Dabei wird bei Raiffeisen zurzeit bei den Darlehen vor allem auf eine Mischform zwischen Fix- und variablem Zinssatz gesetzt. Nach einer ersten Phase des Fixzinssatzes - in der Regel werden acht bis zehn Jahre 2,9 Prozent Zinsen verrechnet - folgt eine Phase des variablen Zinssatzes, wobei es aber eine Obergrenze von sechs Prozent gibt.

Volkswirtschaftlicher Nutzen

Jedenfalls mache sich die Bausparförderung für den Staat mehrfach bezahlt, unterstreicht Url. Denn relativ geringe staatliche Mittel halten ein System aufrecht, das zu einem hohen ökonomischen Nutzen für alle Beteiligten führe. Die Investition via Bausparkredit führe zu einem Multiplikatoreffekt. Vor allem die Bauwirtschaft werde angekurbelt. Schließlich müssen die Kredite zur Finanzierung von Bau, Sanierung oder den Kauf von Wohnungen und Häusern verwendet werden. 2005 wurde diese Zweckwidmung etwas erweitert. Seither können Bauspardarlehen auch zur Finanzierung von Ausbildungen oder im Bereich Pflege verwendet werden. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, 28.11.2014)