Gefälschte Zeichnung im Stil von Henri Matisse.

Foto: Fälschermuseum

Spektakuläre Skandale wie jener des deutschen Jahrhundertfälschers Wolfgang Beltracchi rufen die Schwachstellen des Kunstmarktes wiederkehrend in Erinnerung. Seine Erfindungen im Stil von Max Ernst, Fernand Léger und anderen Größen kamen bei den renommiertesten Auktionshäusern und Experten lange gut an und brachten Millionen. Diane Grobe konnte nicht widerstehen und hat die Probe aufs Exempel gemacht. Der Matisse, der im von ihr und ihrem Mann Christian Rastner betriebenen Fälschermuseum in Wien hängt, sei durchaus auf Interesse gestoßen: "Wir haben die Zeichnung spaßeshalber durch Auktionen laufen lassen. Wir hätten sie verkaufen können. Das hätte 150.000 bis 200.000 Euro bringen können." Fabriziert hat sie Elmyr de Hory, ein Ungar, der sich 1976 nach einem schillernden Leben umbrachte. Grobe hat die Fälschung um 114 US-Dollar bei Ebay erworben, als Original war sie zuvor auch schon am Markt.

Mittlerweile ist die Zeichnung auf einige Tausend Euro versichert. Denn de Hory wird inzwischen gesammelt. Knapp 10.000 Schweizer Franken war ein von ihm gemalter Modigliani einem Käufer wert. Jüngst sind in Neuseeland Fälschungen seiner Fälschungen aufgetaucht. "Das ist aufgeflogen. Jetzt werden die Werke als Tribute to Elmar de Hory verkauft", sagt Grobe. Sie und ihr Mann sammeln sowohl Falsifikate als auch Originale. Die Fälschungen werden auf Auktionen ersteigert oder im Internet gekauft. Wenn draufsteht, was drin ist, ist das auch kein Problem. "Privat darf ich einen Leonardo da Vinci malen, ich darf ihn nur nicht in betrügerischer Absicht verkaufen", sagt der auf Kunstrecht spezialisierte Wiener Anwalt Andreas Cwitkovits.

Dass in Österreich - anders als in Frankreich - aufgeflogene Fälschungen nicht vernichtet werden müssen, sorgt aber für manch Kuriosum. Ein Wiener Paar verkaufte etwa vor einigen Jahren hunderte Fakes im Internet - um einige Hundert Euro das Stück. Entstanden sind sie auf verblüffend freche Art. Aus einem Skizzenbuch ausgeschnittene Szenen wurden kurzerhand koloriert und mit bekannten Namen wie Alfons Walde oder Oskar Laske signiert. Das Paar wurde ertappt und verurteilt. Nach zwei Jahren tauchte eines der Aquarelle wieder in einer Online-Auktion auf. Die Blätter waren einem Wiener Bezirksgericht zur weiteren Verwertung überlassen und dort mit dem Hinweis versteigert worden, dass es sich vermutlich nicht um Originale handelt - ohne entsprechenden Fälschungsvermerk. "Eine Datenbank, wie es sie in Form des Art Loss Register für gestohlene Werke gibt, wäre da hilfreich", glaubt Cwitkovits.

Kriminalgeschichten zum Werk

Auch diese Geschichten kennt Grobe. Rund um die Museumsexponate geht es aber meist um schaurige Moritaten, die sich um schillernde Lebensläufe ranken. Mord, Totschlag und Drogenexzesse sind fixer Bestandteil davon. Neben den unbezahlbaren Preisen für echte Kunst sind sie es, die Sammler in diesem seltsamen Zwischenreich anziehen, glaubt Grobe. Sie persönlich treibt aber ein weiterer Grund: "Die Fälschungen haben an Wert zugelegt. Das ist die Rentenversicherung für uns." Falsch oder noch falscher spielen aber auch hier eine Rolle. Klimts Danae von Konrad Kujau, dem Fälscher der Hitler-Tagebücher hat sich mittlerweile als gefälschte Fälschung entpuppt. Fälscherkönig Beltracchi büßte, davon unberührt, seine Gefängnisstrafe ab - mittlerweile ist er frei - und malt und verkauft unter seinem Namen - im Stil großer Avantgardekünstler. Anwalt Cwitkovits wird die Arbeit trotz der echten Beltracchis nicht ausgehen: "Man kann davon ausgehen, dass noch Beltracchi-Fälschungen auftauchen werden." (Regina Bruckner, aus dem Portfolio, Dezember, 2014, DER STANDARD)