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AC/DC veröffentlichen mit "Rock or Bust" ein wertkonservatives AC/DC-Album.

Foto: AP/Jan Pitman

Ein Album von AC/DC ist wie ein Parteitag der SPÖ. Wenn man Gehhilfen wie "Investition in die Zukunft", "Rentensicherung" und "soziale Gerechtigkeit" gegen "Rock 'n' Roll", "Dosenbier" und "geile Weiber" austauscht, ist die Kür erledigt – und man kann zur Pflicht zurückkehren: Rocken. Durchhalten! Besser wird es nicht mehr werden. Die Schnellstraße zur Hölle als Begegnungszone.

Gerade ältere Menschen haben ein Recht darauf, dass alles bleibt, wie es ist, solange es geht. Das ist zwar gesellschaftspolitisch schwer regulierbar, weil alles einmal endet, aber auch dauernd etwas nachwächst. Veränderung aber ist deswegen grundsätzlich suspekt. Lasst doch auch einmal die jungen Leute ran an den Rock 'n' Roll, schreien die Parteirebellen. Dann sind sie 20 Jahre später auf einmal Josef Cap und betreiben Systemerhaltung.

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Wenn immer alles so bleibt, wie es war, ist es zwar auch geschissen. Ein kleines bisschen Sicherheit in einer Angst und Furcht machenden Welt ist aber selbst im Ist-Zustand gut. Das ist das Gesetz: Erst kommt die Eins, dann die Zwei, dann, ähm, warte, die Drei – dann kommt fix die Vier. Dann macht das Schlagzeug Bumm-Tschack, die Gitarren quengeln, und ein Mann schreit, als ob er gerade ohne Narkose ein Nasenhaar ausgerissen bekommt.

Essen wie bei Mutti

AC/DC haben zurzeit mit der Demenzerkrankung ihres Rhythmusgitarristen Malcolm Young und den Problemen zu kämpfen, die Schlagzeuger Phil Rudd hat, weil ihm unter anderem eine Morddrohung vorgeworfen wird und er unter Hausarrest steht. Die elf Songs aus dem neuen Parteitagsprogramm Rock or Bust bieten trotzdem verlässlich herzhafte Küche wie daheim bei Mutti während der goldenen Kreisky-Jahre. Man wird sich danach nicht besser fühlen, aber sehr satt.

Wenn man in die Küche kommt, riecht man das Bratl in der Rein. Es schlunzt derart geil dahin, dass einem gleich beim Essen das Fett bei der Pappn hinausrinnen wird. Als Gemüse gibt es Knödel. Wenn man mit einem Knödel im Mund "Rock 'n' Roll" sagt, hat man AC/DC verstanden.

Man hat Rock or Bust schon früher oft gehört. Die Texte sind bewährt bescheuert ("In rock we trust, it's rock or bust ..."), der Rest ist unterkomplexer Bluesrock auf Speed – und sehr viel Nasenhaareausreißen. (Christian Schachinger, derStandard.at, 28.11.2014)