Wien - Das Publikum ist Gast und kein Gegner. Das haben zeitgenössische Tänzerinnen und Tänzer erkannt, daher wird die partizipative Performance seit einigen Jahren immer beliebter. Diesen Trend macht sich auch das Choreografen-Duo Laia Fabre und Thomas Kasebacher in seinem neuen Stück This is so f***ing dance! zunutze, das gerade im Brut-Theater zu sehen ist.

Aufführungen mit Publikumsbeteiligung können sehr leicht schiefgehen. Doch bei Fabre/Kasebacher ist, wer sich auf das Spiel einlässt, in guten Händen. Niemand wird genötigt oder ausgestellt, wenn es heißt, sich in vier Gruppen aufzuteilen und gemeinsam anhand je einer geometrischen Figur eine einfache Bewegungsphrase zu entwickeln.

Partizipationsperformances bringen die Beteiligten einander nicht näher. Das wissen Fabre und Kasebacher. Das Tanzen wird als ironischer "Volkstanz" absolviert. Was folgt, ist eine Satire auf die Allgegenwart des Workshops. Hier wird andauernd ein neuer gestartet: über das Rice-Crispy-Kauen, über Erotizismus oder Geister.

Mithilfe der Performer Nicholas Hoffmann und Arttu Palmio reift diese Satire zu einem Ausloten der Schwächen unserer Partygesellschaft. Musik dudelt, Scheinwerfer blitzen, eine Discokugel glitzert, Theaternebel faucht. Der Jammer Chandelier von Sia wird nachgesungen, und alle vier versuchen sich in jenem Fluchtversuch des Hinterteils, das "Twerking" genannt wird.

In Anspielung auf die zunehmende Pornografisierung der Gegenwartschoreografie gibt es am Ende einen Workshop, über den hier nichts verraten wird - außer, dass es um menschliche Interaktion, Nähe und den Kosmos geht. Insgesamt eine raffiniert gebaute, witzige, stets zart ambivalent bleibende choreografische Performance. (ploe, DER STANDARD, 29./30.11.2014)