Sanaa - Vertreter der rivalisierenden Sunniten und Schiiten im Jemen sind diese Woche erstmals zu offiziellen Vermittlungsgesprächen zusammengekommen. Die schiitische Ansaruallah-Miliz teilte in der Nacht zum Samstag mit, ihr Chef Abdelmalek al-Huthi habe eine Delegation der sunnitischen Al-Islah-Partei getroffen, um die Spannungen zwischen beiden Seiten zu entschärfen.
Laut einer gleichlautenden Stellungnahme Al-Islahs erklärten sich die Konfliktparteien am Donnerstagabend zur Zusammenarbeit bereit - "gemäß den Geboten des Islam, die zu Brüderlichkeit, Nächstenliebe und Frieden anhalten". Dem Vernehmen nach soll so ein Glaubenskrieg vermieden werden.
Politische Unruhen
Der Jemen wird seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Ali Abdullah Saleh im Jahr 2012 von Gewalt und schweren politischen Unruhen erschüttert. Die schiitischen Houthi-Rebellen haben zuletzt nicht nur die Hauptstadt Sanaa unter ihre Kontrolle gebracht, sondern auch im Zentrum und Osten des Landes ihre Machtposition gestärkt. Im Namen der schiitischen Minderheit fordern sie mehr politische Mitsprache. Ihr Vormarsch stößt aber auf den Widerstand sunnitischer Stammesmilizen, die Al-Islah nahestehen und gemeinsam mit der Extremistengruppe Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) gegen die Schiiten kämpfen.
Anschlag auf US-Botschaft
Am Donnerstagabend will Al-Kaida einen Anschlag auf die US-Botschaft in Sanaa verübt und dabei mehrere Wachleute getötet haben. Das Terrornetzwerk verbreitete am Samstag eine Erklärung über den Kurzbotschaftendienst Twitter, derzufolge zwei Sprengsätze vor dem Botschaftseingang gezündet worden sein sollen. Die zuständigen US-Behörden hatten nichts zu einer derartigen Attacke mitgeteilt und waren am Wochenende zunächst für keine Stellungnahme zu erreichen. (APA, 29.11.2014)