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Vier von fünf Zuwanderern in Österreich kommen aus einem EU-Staat.

Foto: dpa/Jens Büttner

Wien - Die Zuwanderung in die Europäische Union geht nach OECD-Angaben zurück. Die Binnenmigration innerhalb der EU sei erstmals gleich groß wie die Zuwanderung aus Drittstaaten, heißt es im OECD-Migrationsausblick für das Jahr 2014.

Die Zuzüge aus "Drittstaaten" in die Europäische Union seien im Jahr 2012 auf 950.000 zurückgegangen, nach einem Höchstwert von 1,4 Millionen im Jahr 2007, berichtete die Organisation für Wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD). Die Migration in die Europäische Union sei damit geringer als die legale Zuwanderung in die USA.

Österreich als Spitzenreiter

In Österreich ließen sich im Vorjahr 65.000 Migranten dauerhaft nieder, was einem Rückgang von drei Prozent im Vergleich zum Jahr 2012 entspricht, aber einem Anstieg um 37 Prozent seit 2007. Dieser entfällt aber größtenteils auf Zuzug aus anderen EU-Staaten. 78 Prozent der im Vorjahr nach Österreich zugewanderten Personen sind EU-Binnenmigranten, was der höchste Wert in der OECD ist, sagte OECD-Experte Thomas Liebig zur APA.

In absoluten Zahlen ist Deutschland das größte Zuwanderungsland in Europa. Vorläufigen Zahlen zufolge verlegten 465.000 Menschen ihren Wohnsitz nach Deutschland, um 16 Prozent mehr als 2012. Deutschland ist damit zweitgrößtes Einwanderungsland der OECD hinter den USA, die im Vorjahr erstmals seit einem Jahrzehnt weniger als eine Million Zuwanderer verbuchten.

Was Österreich betrifft, wirkt sich der hohe Anteil der EU-Zuwanderung laut Liebig positiv auf die Integration aus. So haben 60 Prozent der in den vergangenen fünf Jahren aller nach Österreich zugewanderten Personen eine Beschäftigung, 31 Prozent seien hochqualifiziert. In den fünf Jahren davor waren es nur 22 Prozent. Fast die Hälfte von ihnen sei nicht oder nicht ihrem Ausbildungsniveau entsprechend beschäftigt.

Das zeigt auch ein vor kurzem veröffentlichter Statistikband der Stadt Wien, der sogenannte Integrationsmonitor. Migranten mit Matura oder Uni-Abschluss, die aus einem Land außerhalb der EU nach Wien kommen, sind viel zu oft unter ihrer Qualifikation beschäftigt: 36 Prozent arbeiten als Hilfsarbeiter. Auch EU-Migranten arbeiten viel häufiger als Nichtmigranten in einem Job, der ihrem Abschluss nicht entspricht.

Städte schneiden schlecht ab

Im Vergleich zu anderen urbanen Zentren schneiden Österreichs Städte besonders schlecht ab, was das Nutzen des Potenzials von Zuwanderern betrifft, sagt auch Migrationsforscher August Gächter vom Wiener Zentrum für Soziale Innovation (ZSI). Oft liegt das daran, dass ausländische Abschlüsse hier nicht anerkannt werden. Aber selbst dann, wenn Zuwanderer in Österreich studiert haben, sind sie einem höheren Risiko ausgesetzt, einmal weniger zu verdienen als Einheimische mit derselben Qualifikation. "Wir merken zwar, dass Diskriminierung am Werk ist - aber sie lässt sich schwer beweisen", sagt Gächter.

Probleme gebe es in Österreich bei der Integration von hierzulande geborenen Zuwandererkindern, sagt Liebig. 25 Prozent können nur schlecht Deutsch lesen und schreiben, was OECD-weit der zweithöchste Wert ist. Bei im Ausland geborenen Jugendlichen schneide Österreich im Ländervergleich gut ab. (APA, sterk, DER STANDARD, 1.12.2014)