Innsbrucker Mediziner implantierten erfolgreich ein Kunstherz-System in Österreich.

Foto: uniklinik innsbruck

Das System besteht aus dem Kunstherz und einem Druckluftantrieb, die mittels zweier Kunststoffschläuchen miteinander verbunden sind.

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Ein Team der Innsbrucker Universitätsklinik für Herzchirurgie hat erfolgreich ein "Total Artificial Heart" der Firma Syncardia implantiert. Anders als ursprünglich an dieser Stelle berichtet, wurde der Eingriff jedoch keineswegs zum ersten Mal durchgeführt. Heinrich Schima, Kunstherz-Experte am AKH Wien, betonte im Gespräch mit derStandard.at, dass bereits 1986 ein gleichartiges System erfolgreich am AKH implantiert wurde.

Neu sei es aber, dass es sich beim nun implantierten Herz um das erste zugelassene und kommerziell erhältliche System handelt, das erfolgreich in Österreich verpflanzt wurde, wie es von der Innsbrucker Uniklinik heißt. Frühere Kunstherzen waren lediglich experimenteller Natur und weit weniger mobil als das jetzige System, das in einem Rucksack mitgeführt wird und problemlos auch zu Hause genutzt werden kann, wie es aus Innsbruck heißt.

Komplettes Kunstherz

Etwa sieben Stunden hat der Innsbrucker Eingriff Anfang September gedauert, bei dem einem 55-jährigen Tiroler ein komplettes Kunstherz eingesetzt wurde. Im Gegensatz zu anderen Herzunterstützungssystemen, die immer wieder zum Einsatz kommen, um dem vorhandenen Herz Hilfe zu leisten, ist in diesem Fall das komplette Herz entfernt und durch das Kunstherz ersetzt worden. Der Patient hat die Klinik bereits verlassen und wird nach einem Reha-Aufenthalt nach Hause gehen können.

Das Team hatte sich bei dem schwerstkranken und bereits bettlägerigen 55-jährigen für den Eingriff entschieden, da es für den Patienten die einzige Überlebensmöglichkeit darstellte. Ein anderes Herzunterstützungssystem konnte nicht eingesetzt werden und eine Transplantation war aufgrund von Begleiterkrankungen nicht möglich. Inzwischen kann der Patient bereits mehrere Stockwerke selbstständig gehen.

"Guter Zustand"

Das Kunstherz-System besteht aus dem eigentlichen Kunstherz im Körper und einem Druckluftantrieb außerhalb des Körpers, verbunden über zwei Kunststoffschläuche. Die Energieversorgung läuft über Akkus, die der Patient selbstständig tauschen kann, was ihn unabhängig mobil macht. "Der Patient ist in einem erfreulich guten Zustand", erklärt Herzchirurg Herwig Antretter.

Er wird sich jetzt in der Reha vor allem von seinem achtwöchigen Aufenthalt auf der Intensivstation erholen, wird wieder zu Kräften kommen und seine Begleiterkrankung auskurieren. "Danach geht er wie geplant nach Hause und wird von uns dann für eine Herztransplantation gelistet", sagt Antretter. Dank des Kunstherzes könne der 55-jährige jetzt auch eine mehrjährige Wartezeit überbrücken. (fbay, derStandard.at, 1.12.2014)