Paris - Für Europas Flüge ins All soll in einigen Jahren modernisierte Vehikel zur Verfügung stehen: Die europäischen Raumfahrtminister haben am Dienstag dem Bau einer konkurrenzfähigen neuen Ariane-Trägerrakete zugestimmt, nach der Ministersitzung der Europäischen Weltraumorganisation ESA in Luxemburg verkündet wurde. Demnach haben sich die Verantwortlichen auf einen Etat von acht Milliarden Euro für die Gesamtentwicklung der Trägerraketen in den nächsten zehn Jahren verpflichtet.
Etwa die Hälfte davon geht in die Entwicklung der neuen Ariane-6, die ihren Premierenflug 2020 haben soll. Auf dem Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana soll zudem eine neue Startrampe gebaut werden.
"Das waren Entscheidungen zur Zufriedenheit aller, gefällt nach harten, aber sachlichen Diskussionen", sagte der Chef des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Johann-Dietrich Wörner. Lange hatten Deutschland und Frankreich gestritten, wie die Raketenentwicklung weitergehen solle.
Den umfassenden Zukunftsplan hatte die ESA den Ministern beziehungsweise deren Vertretern auf den Tisch gelegt. Er sieht vor, eine flexibel einsetzbare, kostengünstige und wettbewerbsfähigere Ariane-6-Rakete zu bauen. Mit bewährte Technologie sichere das "den eigenständigen, verlässlichen und erschwinglichen Zugang Europas zum Weltraum".
Zuverlässiger Transporter kommt in die Jahre
Zwar ist die bisherige Ariane-5 ein zuverlässiger Weltmarktführer für Satellitenstarts. Den Europäern droht jedoch zunehmend Konkurrenz von anderen Anbietern, vor allem auch aus den USA. Und die Nachfrage der Kunden für Satellitentransporte verändert sich. Die Ariane-6-Rakete soll mittlere und große Satelliten befördern, die weiterentwickelte Vega-Rakete kleinere Satelliten. Für das Entwicklungsprogramm müssten die 20 ESA-Mitgliedsländer und Kanada 3,8 Milliarden Euro aufbringen.
"Wir haben 12,5 Millionen Euro für die Weiterentwicklung der Ariane-Trägerrakete in unserem Forschungsbudget reserviert", erklärte der zuständige Infrastrukturminister Alois Stöger (SPÖ) bereits gestern, Montag, per Aussendung. Das Geld will der Minister aber erst an die ESA überweisen, "wenn eine Beteiligung österreichischer Unternehmen gesichert ist", wie es in der Aussendung hieß.
Konkurrenz schläft nicht
Bei dem ehrgeizigen Zukunftsplan, der 2016 überprüft werden soll, geht es vor allem auch darum, die Mitbewerber im lukrativen Geschäft des Satellitentransportes abzuwehren. So scheint der Start des Low-cost-Anbieters SpaceX des amerikanischen Milliardärs Elon Musk den Entscheidungsprozess der Europäer noch beschleunigt zu haben.
Vorgesehen ist der Bau einer kleineren und weit kostengünstigeren Trägerrakete als die Ariane-5, programmiert in zwei Versionen - also eine kleinere Ariane-62 mit zwei Starttriebwerken und eine größere Ariane-64 mit vier Boostern zum Transport von je zwei Satelliten.
Die Airbus Group und der französische Triebwerkshersteller Safran planen ein gemeinsames Raumfahrt-Unternehmen, um beim Raketenbau die Kräfte im Wettbewerb mit der Konkurrenz in den USA zu bündeln. Zur ESA gehören 20 europäische Staaten und Kanada, Österreich ist seit 1987 Vollmitglied. (APA, red, derStandard.at, 2. 12. 2014)